FRANKFURT (dpa-AFX) - Die neu entflammte Konfrontation im Handelskonflikt zwischen den USA und China hat dem Dax am Dienstag die nächste Korrektur eingebrockt. Nachdem der Leitindex am vergangenen Donnerstag ein nächstes Rekordhoch erreicht hatte, sind die Anleger vorsichtig. Der schwach erwartete Handelsauftakt in den USA an diesem Tag trägt ein Übriges zur schlechten Stimmung bei. Obendrein startete in den USA die Berichtssaison mit den Quartalszahlen der Großbanken eher durchwachsen.
Der deutsche Leitindex büßte am Nachmittag 1,3 Prozent auf 24.080 Zähler ein, nachdem er in der Woche zuvor bei 24.771 Punkten ein Rekordhoch erreicht hatte und dann wegen des Zollstreits auf Talfahrt gegangen war. Nun sorgen sich die Anleger darum, ob die 24.000-Punkte-Marke halten wird.
Beim MDax fiel bereits die Marke von 30.000 Punkten, denn der Index der mittelgroßen Unternehmen, verlor am Dienstagnachmittag 1,8 Prozent auf 29.911 Punkte.
Nach dem am Freitag erneut eskalierten Handelsstreit der beiden weltgrößten Volkswirtschaften, in dem am Sonntag US-Präsident Trump wieder versöhnlichere Töne anschlug, meldete sich China erneut. Das Handelsministerium in Peking bekräftigte die Absicht, den Handelsstreit bis zum Ende ausfechten zu wollen, auch wenn die Tür für Verhandlungen offen bleibe. Entsprechend traten von China zuvor angekündigte Hafengebühren für US-Frachtschiffe in Kraft. In den USA waren zugleich Gebühren für chinesische Frachtschiffe in Kraft getreten.
"Nach dem Freitag läuft nun in Frankfurt die zweite Korrekturwelle an und trifft auf einen Aktienmarkt, der ohnehin auf wackeligem Fundament steht", resümierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. Unter der psychologisch wichtigen 24.000er-Marke wird sich ihm zufolge entscheiden, "ob die Bullen noch einmal genügend Kraft finden, den Markt zu stabilisieren, oder ob die Verkäufer endgültig das Ruder übernehmen."
Die durchwachsen bis positiv ausgefallenen Quartalsberichte der US-Banken JPMorgan , Wells Fargo , Goldman Sachs und Citigroup stützten den Markt nicht. JPMorgan steigerte zwar ihren Gewinn im dritten Quartal deutlicher als erwartet, enttäuschte aber mit den Nettozinserträgen. Goldman Sachs litten vorbörslich spürbar unter Gewinnmitnahmen. Deutsche Bank und Commerzbank gaben zuletzt marktkonform um jeweils etwas mehr als ein Prozent nach.
Continental zählten mit minus 4,1 Prozent zu den größten Verlierern. Die Aktien wurden von einer überraschend heftigen Gewinnwarnung des Konkurrenten Michelin in Mitleidenschaft gezogen. Analyst Jose Asumendi von JPMorgan sieht wegen der Aussagen von Michelin nur begrenzte Auswirkungen auf Conti, da die Gründe hauptsächlich schwächere Absätze im US-Lkw- und -Agrarsektor gewesen seien. Er geht dennoch davon aus, dass im zweiten Halbjahr die Preis/Mix-Trends und die Erwartungen über die Ergebnisverbesserung bei Conti von Quartal zu Quartal genau geprüft werden dürften.
Für die Aktie von BASF ging es um 2,4 Prozent abwärts. Die Privatbank Berenberg stufte das Papier des Chemieunternehmens auf "Sell" ab. Es befinde sich in der unglücklichen Lage, dass das gute Portfoliomanagement aufgrund ungünstiger konjunktureller Rahmenbedingungen kaum Wirkung zeige, um den Aktienkurs anzukurbeln, begründete Analyst Sebastian Bray seine Verkaufsempfehlung.
Fresenius legten indes gegen den Trend um 1,1 Prozent zu. Zur Aktie des Krankenhausbetreibers und Medizintechnikunternehmens äußerten sich Morgan Stanley und JPMorgan positiv und nannten sie ihren Branchenfavoriten. Zalando gewannen an der Dax-Spitze sogar mehr als drei Prozent, nachdem die Analysten der Deutschen Bank sich mit Blick auf die anstehenden Quartalszahlen positiv geäußert hatten.
Im SDax wird am 15. Oktober nach dem Handelsschluss Medios Ceconomy ersetzen. Im stark eingetrübten Marktumfeld half dies dem Papier des Spezialpharmaunternehmens jedoch nicht. Es gab um 1,7 Prozent nach./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---