Berlin (Reuters) - Passagiere der Lufthansa müssen bis Sommer keine Streiks der Flugbegleiter mehr befürchten.
Der Konzern einigte sich mit dem Kabinenpersonal auf eine Gehaltserhöhung und machte große Fortschritte bei dem besonders strittigen Thema der Alters- und Übergangsversorgung, wie die Lufthansa und die Gewerkschaft Ufo am Freitag mitteilten. Bis Ende Juni sollen Schlichtungsgespräche unter Leitung des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck stattfinden, solange seien Streiks ausgeschlossen. Es sei gelungen, alle offenen Fragen "einem Lösungsmechanismus zuzuführen und den Mitarbeitern in dieser Zeit ausreichend Planungssicherheit zu geben", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies.
Die Gewerkschaft UFO hatte die 19.000 Stewardessen und Stewards im November zu einem rund einwöchigen Streik aufgerufen - es war der längste Arbeitskampf in der Lufthansa-Geschichte Betroffen waren mehr als eine halbe Millionen Passagiere.
Für 2015 bekommt das Kabinenpersonal eine Einmalzahlung von 3000 Euro. Rückwirkend zum Jahresanfang 2016 steigen die Löhne und Gehälter um 2,2 Prozent. Über die Vergütung ab Oktober soll in der Schlichtung verhandelt werden. Offene Punkte zur Versorgung sollen bis zum 15. Februar geklärt oder ebenfalls in der Schlichtung weiter debattiert werden.
Wie Reuters aus Verhandlungskreisen erfuhr, einigten sich beide Seiten darauf, die Betriebsrenten umzustellen. Künftig garantiere Lufthansa den Beschäftigten nicht mehr eine konkrete Rentenhöhe, sondern die Zahlung eines festen Arbeitgeberbeitrags. Das Zinsrisiko, das auch die Lufthansa-Bilanz in Zeiten niedriger Zinsen belastet, gehe damit auf die Beschäftigten über.
Parallel zur Schlichtung wollen beide Seiten andere offene Themen erörtern - etwa die Voraussetzungen, unter denen Kabinenmitarbeiter innerhalb des Konzerns zu einer anderen Airline in Deutschland wechseln können. "Wir freuen uns sehr, dass wir die Schlichtung beginnen und an einem gemeinsamen Ziel arbeiten", sagte Personalvorstand Bettina Volkens.
UM DIE PILOTEN IST ES STILL GEWORDEN
Ungelöst ist der Konflikt mit den Piloten, denen vor allem der Ausbau der Lufthansa-Billigtochter Eurowings ein Dorn im Auge ist. Hier gebe es "konstruktive Gespräche", sagten Sprecher des Konzerns und der Piloten-Gewerkschaft VC übereinstimmend. Die Streiks der Flugzeugführer und Flugbegleiter 2014 und 2015 kosteten die Lufthansa rund 500 Millionen Euro. Den Tarifstreit mit dem Bodenpersonal hatte die Lufthansa Ende 2015 beigelegt.
Bei Anlegern kamen die Fortschritte mit den Flugbegleitern gut an. Die Lufthansa-Aktie legte bis zu 4,2 Prozent zu, büßte danach aber einen Teil der Gewinne ein. "Man scheint der Lösung der Probleme deutlich näher gekommen zu sein", sagte Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher.