Zürich (Reuters) - Die Credit Suisse hat Aktionäre und Mitarbeiter auf eine anhaltende Durststrecke eingestimmt.
Mit ihrem Umbau sei die zweitgrößte Schweizer Bank zwar auf dem richtigen Weg, erklärte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner am Freitag auf der Jahresversammlung. Er warnte aber zugleich vor weiteren schwierigen Monaten. "Die Umsetzung wird in den nächsten zwei Jahren nochmals viel von uns allen abverlangen." Die Credit Suisse will das riskante Investmentbanking stutzen und stärker auf die Vermögensverwaltung für die Reichen in Asien setzen.
2015 hatte die Bank einen Verlust von 2,9 Milliarden Franken eingefahren und auch für das erste Quartal hat das Unternehmen in Zusammenhang mit Handelsverlusten rote Zahlen in Aussicht gestellt. Wie die meisten anderen Großbanken leidet auch die Credit Suisse unter einem schwierigen Umfeld. Die heftigen Schwankungen an den Börsen und der Rohstoffpreise haben vielen Anlegern die Lust auf Transaktionen verdorben, dazu kommen die rekordtiefen Zinsen, die die Gewinne der Institute weiter drücken. Rohner sieht keine schnelle Besserung. "War 2015 bereits ein anspruchsvolles Jahr, werden im laufenden Geschäftsjahr die Herausforderungen voraussichtlich kaum abnehmen."
Die Investoren zweifeln aber auch am Management des Konzerns. Seit dem Amtsantritt von Konzernchef Tidjane Thiam im Juli hat Credit Suisse an der Börse über 40 Prozent an Wert verloren, mehr als viele Konkurrenten. "Das Vertrauen in die heutigen Führungskräfte ist erschüttert", sagte Dominique Biedermann vom Aktionärsberater Ethos. Er kritisierte auch die Millionen-Saläre, die das Management trotz der enttäuschenden Ergebnisse erhält. Dennoch sprach sich die Mehrheit der Aktionäre auf der Generalversammlung für die vorgeschlagenen Gehälter für Verwaltungsrat und Management aus. Auch nach einem freiwilligen Verzicht auf einen Teil seines Bonus streicht Thiam immer noch 18,9 Millionen Franken ein und ist damit zurzeit der am besten bezahlte Manager in der Schweiz.
In anderen Ländern wächst dagegen der Widerstand gegen hohe Boni. So sprachen sich die Eigner des Ölkonzerns BP Mitte April in einer nicht bindenden Abstimmung gegen die Gehaltserhöhung für Konzernchef Bob Dudley aus. Auch beim Medizintechnikkonzern Smith&Nephew erteilten die Aktionäre der Unternehmensspitze eine Abfuhr.