Wien (Reuters) - Die Fusionspläne der Raiffeisen Bank International (RBI) und ihres Mutterkonzerns Raiffeisen Zentralbank (RZB) verschrecken die Anleger.
Die beiden österreichischen Institute hüllen sich in Schweigen, wie der milliardenschwere Zusammenschluss genau aussehen könnte. "Die Diskussion beginnt erst, nichts ist beschlossen", sagte Bankchef Karl Sevelda in einer Telefonkonferenz am Mittwoch. Das schickte die RBI-Aktie auf Talfahrt. Die Aktionäre verunsichert unter anderem, dass die Bewertungsfragen offen sind. Die RBI soll aber auch nach der Fusion mit der RZB an der Börse gelistet bleiben. RBI-Papiere fielen um zehn Prozent auf 12,20 Euro und führten damit klar die Verlierer im Topsegment ATX an.
Sevelda rechnet nicht damit, dass die Verschmelzung noch in diesem Jahr über die Bühne geht. Wenn der Beschluss noch 2016 gefasst werde, könnte die Fusion in der ersten Jahreshälfte 2017 abgeschlossen werden. "Alle Verbesserungen, die sich durch Organisationsreformen ergeben, kommen der gesamten Gruppe und den Aktionären entgegen", sagte er. Nicht auf der Agenda stehe derzeit eine Zusammenführung von Raiffeisen Landesbanken.
Die RBI hatte am Dienstagabend öffentlich gemacht, worüber schon länger spekuliert wurde: Sie prüft eine Fusion mit der RZB, um die Konzernstruktur zu vereinfachen und sich für die verschärfte Regulierung zu rüsten. Seveldas Ankündigung, dass die Fusion zu einer Anpassung der Kapitalisierungs-Ziele führen könnte, missfiel Börsianern aber: "Wir glauben weiterhin, dass eine harte Kernkapitalquote von mindestens zwölf Prozent bis Ende 2017 ein angemessenes Niveau für die Kapitalisierung ist", sagte er. Im ersten Quartal lag die Quote bei 11,5 Prozent.
Eine Fusion könnte die komplizierten Eigentümerstrukturen der Raiffeisen-Gruppe vereinfachen. Die in Osteuropa aktive RBI gehört zu gut 60 Prozent dem Spitzeninstitut RZB, das wiederum im Besitz der Raiffeisen Landesbanken ist. Die RZB hält zudem gut 30 Prozent am börsennotierten Versicherer Uniqa. Auch die Europäische Zentralbank als Aufsicht über die größten europäischen Banken sei stets an einer einfacheren Aufstellung der Gruppe interessiert gewesen, sagte Sevelda.
RZB-CHEF BEGRÜNDET FUSIONSPLÄNE MIT UMBRUCH IM BANKENSEKTOR
"Das regulatorische Umfeld ändert sich rasant - kaum ist Basel III bewältigt, steht Basel IV ins Haus", sagte RZB-Chef Walter Rothensteiner der konzerneigenen "Raiffeisen Zeitung". Mit einer Verschmelzung reagiere die Gruppe spät auf die mit Basel III geänderten Eigenmittelerfordernisse. Banken müssen nach den Erfahrungen aus der Finanzkrise dickere Kapitalpolster aufbauen, um mögliche Verluste abzufedern. In Europa wird Basel III schrittweise bis 2019 eingeführt. "Durch eine Zusammenlegung entsprächen wir in diesem Punkt den Erwartungen der Aufsicht weit mehr als bisher", sagte Rothensteiner. Zudem würde sich die Kapitalmarktfähigkeit der RZB deutlich verbessern. Der RZB-Chef hofft auch auf Synergieeffekte, obgleich man in den vergangenen Jahren schon viel herausgeholt habe.
Keine Gefahr sieht Rothensteiner darin, dass das Institut einmal nicht mehr in österreichischem Besitz sein könnte. "Wir sind schon jetzt die einzige große österreichische Bankengruppe und werden das auch bleiben". Die Verschmelzung von RBI und RZB wäre nicht die erste Fusion in der Gruppe mit dem "Giebelkreuz" im Logo. 2010 fusionierte die Raiffeisen International - die heutige RBI - mit den operativen Teilen der RZB. Auch darauf hatten die Anleger enttäuscht reagiert.
Die ebenfalls genossenschaftlichen Volksbanken hatten ihre Struktur rund um ihr ehemaliges kriselndes Spitzeninstitut bereits neu geordnet. Volks- und Raiffeisenbanken sind - anders als in Deutschland - in Österreich voneinander unabhängig. Eine Fusion der UniCredit-Tochter Bank Austria mit der Bawag P.S.K. war dagegen gescheitert, weil Bawag-Eigentümer Cerberus die finanziellen Vorstellungen der Italiener nicht erfüllen wollte.