Germanwings-Hinterbliebene werfen Lufthansa Versäumnisse vor
Berlin (Reuters) - Angehörige der Opfer des Germanwings-Absturzes werfen dem Mutterkonzern Lufthansa schwere Versäumnisse vor. Gut 30 Eltern von getöteten Schülern und Lehrern einer Schule aus Haltern erheben vor allem Vorwürfe gegen Lufthansa-Chef Carsten Spohr persönlich, wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Brief hervorgeht. Anders als Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft habe Spohr nicht mit ihnen gesprochen, kritisieren die Angehörigen. "Sie waren für Ihre Kunden da, nicht für uns." Zudem habe der Konzern sich nicht entschuldigt. "Wir hatten erwartet, irgendwann in diesen schweren Tagen eine Entschuldigung von der Lufthansa zu hören." Ferner forderten die Hinterbliebenen ein höheres Schmerzensgeld. "Was Sie uns Eltern als Anerkennung unseres Leides angeboten haben, ist kein 'dafür gerade stehen'." Ein Lufthansa-Sprecher wies die Vorwürfe zurück und betonte, Spohr habe mit vielen Familienmitgliedern gesprochen. Der Konzernchef habe aber nicht mit jedem Einzelnen der über 1000 Angehörigen reden können. Zudem habe Spohr von Anfang an zu seiner Verantwortung für das Unglück gestanden und sich für das Leid der Familien entschuldigt. Auch hätten die Hinterbliebenen einen von Spohr unterschriebenen Beileidsbrief bekommen. Für jedes Opfer würden letztlich mindestens 100.000 Euro bezahlt werden, sagte der Lufthansa-Sprecher. Dabei kämen 50.000 aus einer bereits bezahlten Soforthilfe und 25.000 als sogenanntes vererbbares Schmerzensgeld der Opfer. Zudem solle jeder Angehörige für seine eigenen Leiden und gesundheitlichen Schäden 10.000 Euro bekommen. Die Hinterbliebenen fordern aber jeweils insgesamt mindestens 200.000 Euro. Abgesehen davon können die Angehörigen noch materiellen Schaden geltend machen, wenn etwa eine Familie durch den Absturz ihren Haupternährer verloren hat. "Hier kann es um sehr hohe Summen gehen", sagte ein Germanwings-Sprecher. Deshalb fordere die Lufthansa-Tochter die Anwälte der Hinterbliebenen auf, diesen Schaden zu beziffern. Einige Rechtsvertreter hätten dies aber noch nicht getan.Den Ermittlern zufolge hat der Co-Pilot die Germanwings-Maschine am 24. März in den französischen Alpen absichtlich abstürzen lassen. Alle 150 Insassen wurden getötet.