Berlin (Reuters) - Trotz der Anschläge in der Türkei und Frankreich boomt das weltweite Touristikgeschäft.
Die Branche dürfte in diesem Jahr etwa 3,1 Prozent und damit schneller wachsen als die bislang prognostizierten 2,3 Prozent, teilte der Reisefirmenverband World Travel and Tourism Council (WTTC) am Montag mit. Hinter dem Anstieg stünden in erster Linie Chinesen und Inder, die es vermehrt in die Ferne ziehe. Die reisten wegen Sicherheitsbedenken nicht mehr so häufig nach Europa, dafür aber etwa verstärkt nach Australien.
Die Attacken in Belgien und Frankreich haben viele Touristen abgeschreckt. "Besonders negative Folgen hat der Paris-Zwischenfall, da die Stadt Startpunkt von Europatouren von Amerikanern und Asiaten war", sagte WTTC-Präsident David Scowsill zu Reuters. Bei koordinierten Anschlägen starben im November in Paris mehr als 100 Menschen. In Nizza kamen 85 Menschen ums Leben, nachdem ein 31-jähriger Tunesier im Juli einen Lastwagen in die Menge gelenkt hatte.
Frankreich ist das meistbesuchte Land der Welt. Die Zahl der Touristen brach zuletzt ein. Auch die türkische Reisebranche steckt in großen Problemen. Voriges Jahr zog es noch 5,6 Millionen Deutsche ins Land. Seit einem Anschlag auf Deutsche in Istanbul Anfang dieses Jahres ging die Zahl der Besucher aus Deutschland allerdings deutlich zurück. Der Reisekonzern TUI rechnet für dieses Jahr mit einer Halbierung der Zahl der Badeurlauber.
Vor einer Woche hatte der türkische Tourismusminister Nabi Avci deshalb angekündigt, neue Gruppen von Reisenden anzusprechen. "Die Türkei hat nicht nur Strand und Sonne, sondern viel mehr", hatte er bei einem Treffen mit der deutschen Reiseveranstaltern gesagt. Das Land greift den Firmen auch finanziell unter die Arme. Bis Ende August werden pro Flugzeug 6000 Dollar Treibstoffzuschuss gezahlt.