Reuters

Handys drängen Kameras und Konsolen aus dem Markt

31.08.2016
um 15:46 Uhr

Berlin (Reuters) - Der Siegeszug von Alleskönner-Handys stellt die Unterhaltungselektronik-Branche auf den Kopf.

Smartphones seien dabei, einer Geräte-Kategorie nach der anderen den Garaus zu machen, sagte Hans-Joachim Kamp, Chef des Elektronikverbands gfu, am Mittwoch vor Beginn der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. "Kompaktkameras werden mehr und mehr zu Nischenprodukten." Allein bei Fotoapparaten sei der weltweite Umsatz um gut ein Fünftel geschrumpft. Weitere bedrohte Kategorien seien Navigationsgeräte und Spielekonsolen. Gleichzeitig nimmt die Nachfrage nach Smartphones kein Ende: In diesem Jahr dürfte die Zahl der verkauften neuen Geräte von Firmen wie Apple, Samsung und Co. global um fünf Prozent auf 1,4 Milliarden steigen.

Eine ähnliche Entwicklung erwartet der IT-Branchenverband Bitkom auch in Deutschland. Bei den Smartphones rechnen die Experten für 2016 mit einem weiteren Absatzrekord von fast 28 Millionen verkauften Geräten in Deutschland, nach gut 26 Millionen im Vorjahr. Allerdings dürfte der Umsatz mit den Alleskönner-Telefonen wegen sinkender Preise um 1,5 Prozent auf 10,43 Milliarden Euro schrumpfen. Drei von vier Deutschen nutzen inzwischen ein internetfähiges Telefon, unter den 14- bis 29-Jährigen sind es 95 Prozent. "Unter 30 geht nichts ohne Smartphone", sagte Bitkom-Experte Timm Lutter. Die neuesten Telefone und weitere Neuheiten können Besucher ab 2. September auf der Messe im Westen Berlins begutachten. Das verschachtelte Gelände ist mit 1800 Ausstellern ausgebucht. Wie im Vorjahr werden etwa 240.000 Besucher erwartet.

DEUTSCHE KAUFEN WIEDER MEHR FERNSEHER

Insgesamt rechnet der Verband Bitkom für 2016 mit gut 9,5 Milliarden Euro Umsatz mit Unterhaltungselektronik in der Bundesrepublik, knapp ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der größte Anteil entfalle mit 43 Prozent auf den Verkauf von Flachbildschirmfernsehern, die vor allem dank der großen Sportereignisse Fußball-Europameisterschaft und Olympische Spiele in diesem Jahr besonders gefragt waren. 6,96 Millionen Fernseher und damit 0,2 Prozent mehr werden Experten zufolge 2016 in Deutschland verkauft, was den Herstellern 4,13 Milliarden Euro (plus 2,7 Prozent) in die Kassen spülen dürfte. "Die Konsumenten haben ein Bedürfnis, größere und qualitativ hochwertigere Fernseher zu kaufen", sagte Lutter.

Auch die Einführung des HD-Nachfolgestandards UHD, bei dem die Bilder auf der Mattscheibe ganz besonders detailreich sind, kurble die Nachfrage an. Allerdings gehöre die Zukunft bei Bewegtbildern dem Videostreaming, also dem Abspielen von Filmen oder Clips auf dem Handy, Tablet oder anderen mobilen Kanälen. Der Fernseher sei damit "nur noch einer unter vielen", der besonders gern bei Sport-Übertragungen genutzt werde.

Daneben werden auf dem Gelände unter dem Funkturm traditionell auch die neuesten Waschmaschinen und Küchengeräte ausgestellt. Die Branche dürfte dieses Jahr um ein bis zwei Prozent weltweit wachsen, sagte Miele-Co-Chef und ZVEI-Verbandsfunktionär Reinhard Zinkann. Einer der Hauptgründe sei der Bauboom in Europa, der durch die niedrigen Zinsen für Hauskredite ausgelöst worden sei. "Jedes neue Haus hat eine Küche und viele andere Geräten, und wir profitieren davon."

Apple Inc.

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