- von Peter Maushagen
Berlin (Reuters) - Der Lufthansa-Billigtochter Eurowings drohen bereits in einer Woche massive Streiks der Flugbegleiter.
Deren Gewerkschaft Ufo brach die Tarifverhandlungen für das Kabinenpersonal von Eurowings vor wenigen Tagen ergebnislos ab. "Damit werden von uns massive Arbeitskampfmaßnahmen bei Eurowings nicht mehr ausgeschlossen", sagte Ufo-Tarifvorstand Nicoley Baublies am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Da die geltenden Tarifverträge und die damit verbundene Friedenspflicht Ende des Monats ausliefen, müssten Eurowings-Passagiere ab dem 1. Oktober mit Streiks rechnen. Bei dem Lufthansa-Günstigableger arbeiten auf Vollzeitstellen umgerechnet etwa 2500 Stewards und Stewardessen. Eurowings fliegt mit etwa 90 Flugzeugen.
Ein Lufthansa-Sprecher betonte, dass Eurowings in Deutschland lediglich mit 23 Flugzeugen fliege und auch nur die bestreikt werden könnten - die anderen Maschinen gehörten zu Germanwings. Zudem könnte der Ausstand noch vermieden werden. "Wir sind zuversichtlich, den Gesprächsfaden wieder aufnehmen zu können."
Hintergrund ist ein lange Zeit schwelender Konflikt. Ufo und die Eurowings-Spitze versuchten zwei Jahre lang, sich auf neue Tarifverträge über die Arbeitsbedingungen und die Bezahlungen zu einigen. Damit sollte sichergestellte werden, dass das geplante Wachstum von Eurowings nicht auf Kosten der Mitarbeiter stattfindet. Doch sei die Firma hinter früheren Zusagen zurückgefallen, sagte Baublies. Für die Gewerkschaft sei deshalb nach Dutzenden von Verhandlungsterminen, an denen teilweise ein Moderator beteiligt war, keine Einigung mehr in Sicht. Die letzte Gehaltserhöhung habe es dort 2009 gegeben, und aufgrund der geringen Bezahlung drohe dem Kabinenpersonal nach dem Ende der Karriere das Abrutschen in die Altersarmut.
Ufo ist dafür bekannt, Forderungen mit Streiks durchzusetzen. Voriges Jahr legte die Gewerkschaft die Lufthansa selbst eine Woche lahm - es war der größte Streik in der Geschichte der Kranich-Linie. Erst mehrmonatige Schlichtungsgespräche hinter verschlossenen Türen unter Leitung des ehemaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck brachten eine Einigung. Allerdings liegt der Fall bei Eurowings schwieriger, da auch die Großgewerkschaft Verdi Anspruch darauf erhebt, die Eurowings-Flugbegleiter zu vertreten. Ein Verdi-Streik am Donnerstag verpuffte wegen geringer Beteiligung jedoch weitgehend wirkungslos. Ärger hat die Lufthansa derzeit auch mit der Pilotenvereinigung Cockpit. Hier scheiterten die Gespräche vor einer Woche. Nun überlegen die Piloten auf Mitarbeitertreffen die nächsten Schritte. Streiks sind aber vorerst ausgeschlossen.
Eurowings ist Kernpunkt der neuen Strategie von Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Er geht davon aus, dass das alte Geschäftsmodell der Fluglinie an seine Grenzen stößt. Bisher sammelt die Lufthansa einen Großteil der Passagiere in ganz Europa ein und transportiert sie an die beiden großen Drehkreuze Frankfurt und München, wo die Gäste umsteigen. Vielen Passagieren ist das aber zu umständlich - sie buchen lieber bei Billiganbietern wie Ryanair und Easyjet. Als Antwort schickte die Konzernführung Eurowings an den Start: Die Kosten des Ablegers sollen 40 Prozent unter dem Niveau der Lufthansa selbst liegen. Zudem soll die Flotte Unternehmens-Insidern zufolge von derzeit 90 auf 220 bis 230 Flugzeuge wachsen.