Berlin (Reuters) - Zwei Jahre nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine untermauert der Vater des Copiloten Andreas Lubitz seine Auffassung, wonach sein Sohn das Flugzeug nicht absichtlich in die französischen Alpen gelenkt haben soll.
Günter Lubitz und ein vom ihm beauftragter Gutachter äußerten am Freitag auf einer Pressekonferenz in Berlin Zweifel an den offiziellen Ermittlungsergebnissen. Sein Sohn sei zum Zeitpunkt des Absturzes nicht depressiv gewesen, sagte Lubitz. Alle Ermittlungen hätten sich auf die Depression konzentriert und andere Aspekte vernachlässigt. "Wie alle anderen Angehören sind auch wir auf der Suche der Wahrheit." Lubitz-Anwalt Andreas Behr betonte: "Eine Fortsetzung der Ermittlungen ist aus unserer Sicht zwingend erforderlich."
Die Germanwings-Maschine war am 24. März 2015 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellt. Im Abschlussbericht der französischen Flugunfalluntersuchungsbehörde BEA vom März 2016 hieß es: "Die Kollision mit dem Boden wurde durch eine bewusste und geplante Handlung des Copiloten verursacht, der entschieden hatte Suizid zu begehen, während er alleine im Cockpit war." Auch die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft sieht keinen Anlass für weitere Ermittlungen oder eine neue Bewertung der Unglücksursache. "Der Absturz ist auf das absichtliche - mutmaßlich in suizidaler Absicht erfolgte - Verhalten des Copiloten zurückzuführen", sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa am Freitag zu Reuters. "Für abweichende Absturzursachen haben sich keine zureichenden, tatsächlichen Anhaltspunkte ergeben und sind auch weiter nicht abzusehen."
Der von Lubitz beauftrage Journalist und Luftfahrtexperte Tim van Beveren kritisierte zahlreiche Details der Ermittlungen und kam zum Fazit, dass es keinen Beleg dafür gebe, dass Andreas Lubitz den Absturz absichtlich verursacht habe. "Bis heute gibt es keinen solchen Beweis." Van Beveren betonte vor rund 150 Journalisten allerdings, dass auch er keinen alternativen Hergang des Unfalls habe. "Ich muss Sie leider enttäuschen, ich weiß es nicht."
Für Empörung aufseiten der Lufthansa und der Hinterbliebenen sorgte vor allem der Termin von Lubitz' Auftritt vor der Presse am zweiten Jahrestag des Absturzes. Luftfahrt-Experte und Opfer-Anwalt Elmar Giemulla hatte dies als "Showveranstaltung" kritisiert. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sollte am Freitag zusammen mit Hinterbliebenen an einer Gedenkveranstaltung nahe des Absturzortes teilnehmen.