Bern (Reuters) - Die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit als Hafen für unversteuerte Gelder wird die Schweizer Vermögensverwalter nach Einschätzung der Aufsichtsbehörde Finma noch einige Zeit beschäftigen.
Das zeigten auch die jüngsten von den Niederlanden angestoßenen Ermittlungen gegen Steuerflüchtlinge bei der Großbank Credit Suisse, sagte Finma-Direktor Mark Branson am Dienstag. "Diese Schlagzeilen werden uns solange begleiten, bis sich jeder durch die Probleme der Vergangenheit geackert hat." Zwar habe sich das Geschäftsmodell der Schweizer Banken mittlerweile grundlegend geändert und basiere nicht mehr darauf, Steuerbetrügern aus aller Welt Zuflucht zu bieten. Die Bereinigung brauche jedoch Zeit.
Erst vergangene Woche hatten Ermittler bei einer breit angelegten Jagd auf Steuersünder Büros der Credit Suisse in London, Paris und Amsterdam durchsucht. Grundlage dafür waren Hinweise auf 55.000 verdächtige Konten einer Schweizer Bank, die die niederländischen Behörden erhalten hatten. Daraufhin habe sich auch die Finma eingeschaltet. "Wir sind im Kontakt mit der Bank und werden in Kontakt bleiben", sagte Branson. Grundsätzlich seien die Razzien jedoch eine Aktion der Strafbehörden, in die die Aufseher nicht eingebunden seien. Details nannte er nicht.
Lange Zeit horteten Vermögende aus aller Welt unversteuerte Gelder in der Schweiz. Doch mit dem Ende des Schweizer Bankgeheimnisses gehört dieses Geschäftsmodell zunehmend der Vergangenheit an. Zudem beteiligt sich die Alpenrepublik am automatischen Informationsaustausch zum Kampf gegen Steuerflucht, bei dem Bankdaten künftig den Behörden anderer Länder zugänglich gemacht werden.
INTERNATIONALE KORRUPTIONSFÄLLE
Die jüngste Steueraffäre bei der Credit Suisse ist bei weitem nicht das einzige Thema, das die Finma beschäftigt: Sie untersucht weiterhin eine handvoll Fälle, in denen Schweizer Banken in den Schmiergeldskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt sind. Zudem nehmen die Aufseher die Verbindungen von Schweizer Banken zum Korruptionsskandal um den brasilianischen Energiekonzern Petrobras unter die Lupe. All diese Fälle zeigten, wie wichtig der Kampf gegen Geldwäsche sei, sagte Branson. "Unsere größte Sorge ist, dass große Fälle von Geldwäsche durch den Schweizer Finanzplatz laufen. Solche Fälle schaden dem Finanzplatz und der Reputation", sagte Branson. Allein im vergangenen Jahr habe die Finma 22 Fälle bearbeitet, bei denen Geldwäsche-Bestimmungen verletzt worden waren - mehr als doppelt so viel wie im Jahr davor.
Darüber hinaus geht die Behörde dem Verdacht auf Insiderhandel bei börsennotierten Schweizer Firmen nach. Namen nannte Branson nicht. Es handle sich jedoch um bekannte Schweizer Unternehmen, sagte er.