Bratislava (Reuters) - Die Beschäftigten im slowakischen VW-Werk in Bratislava haben im Kampf um höhere Löhne am Dienstag die Arbeit niedergelegt.
Zum Auftakt der Proteste beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben etwa 70 Prozent der rund 12.300 Mitarbeiter. Volkswagen äußerte sich nicht. Der erste Ausstand in einem der großen Automobilwerke des Landes wird von der slowakischen Regierung unterstützt, die sich für höhere Einkommen einsetzt. "Warum sollte ein Unternehmen, das die hochwertigsten und luxuriösesten Autos mit einer hohen Arbeitsproduktivität baut, seinen slowakischen Arbeitern die Hälfte oder ein Drittel dessen zahlen, was es den gleichen Mitarbeitern in Westeuropa zahlt?", sagte Premierminister Robert Fico.
Volkswagen hatte die Forderung nach 16 Prozent höheren Löhnen zurückgewiesen. Das Angebot des Unternehmens von 4,5 Prozent mehr für dieses und 4,2 Prozent für das kommende Jahr zuzüglich Boni hatte die Gewerkschaft als zu niedrig abgelehnt. "Wir verdienen wenigstens eine zweistelligen Erhöhung", sagte Gewerkschaftschef Zoroslav Smolinsky. Die VW-Beschäftigten in der Slowakei verdienen im Schnitt 1800 Euro im Monat, doppelt soviel wie der nationale Durchschnitt. Zum Vergleich: Im Nachbarland Tschechien bringt ein Arbeiter bei der VW-Tochter Skoda umgerechnet rund 1400 Euro im Monat nach Hause.
Der Streik in der Slowakei dürfte auch die anderen Autobauer aufhorchen lassen. Fast alle großen Massenhersteller haben den vergangenen Jahre wegen der niedrigen Löhne Teile der Produktion nach Osteuropa verlagert. Seit einigen Jahren steigen die Einkommen dort jedoch teils kräftig.
In dem Werk in Bratislava mit einer Jahresproduktion von zuletzt fast 390.000 Fahrzeugen laufen unter anderem die großen Geländewagen VW Touareg, Audi Q7 und Porsche Cayenne vom Band. Auch der Kleinwagen VW Up und die Schwestermodelle von Skoda und Seat werden dort produziert.