Reuters

Medien - Beschuldigter im Dieselskandal belastet Winterkorn

25.08.2017
um 12:26 Uhr

Frankfurt/Hamburg (Reuters) - Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn war einem Medienbericht zufolge nach Aussagen des ehemals obersten Qualitätsmanagers bei Volkswagen früher als bisher behauptet über die Abgasmanipulation in den USA informiert.

Der Manager erklärte gegenüber deutschen und amerikanischen Ermittlern, er selbst habe am 21. Juli 2015 von einer illegalen Software erfahren, wie "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR am Freitag berichteten. Er habe dann Winterkorn telefonisch am 27. Juli mitgeteilt, dass VW in den USA "beschissen" habe. Bei Volkswagen sei aber dann nichts geschehen. Der Konzern äußerte sich mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht. Winterkorns Anwalt war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Winterkorn hat mehrfach ausgesagt, erst im September 2015 von den millionenfachen Abgasmanipulationen erfahren zu haben. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen Betrugs und eben Marktmanipulation - dem Vorwurf, die Anleger zu spät über die Abgasmanipulation unterrichtet zu haben. Der Zeitpunkt, wann der VW-Chef nachweislich darüber informiert war, ist entscheidend für die Strafverfolger wie für klagende VW-Aktienanleger. Denn Volkswagen informierte erst am 22. September 2015 per Pflichtmitteilung über erste Rückstellungen wegen des Gesetzesverstoßes in den USA. Dieser war am 18. September bekannt geworden. Auch gegen den jetzigen Aufsichtsratschef und damaligen Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch, der vom Amt her für die Herausgabe von ad-hoc-Mitteilungen zuständig war, wird wegen Marktmanipulation ermittelt. Anleger haben Volkswagen auf insgesamt mehr als acht Milliarden Euro Schadensersatz verklagt, weil der Kurs der VW-Aktien schon am 21. September einbrach.

Der frühere Vertraute von Winterkorn sagte nach dem Zeitungsbericht außerdem, er habe in einer Sondersitzung des von ihm geführten Produktsicherheitsausschusses am 24. August 2015 dem damaligen Entwicklungschef der Marke VW, Heinz-Jakob Neußer, gesagt, VW müsse wegen der Verstöße die Aktionäre informieren und Rückstellungen bilden. Doch es sei nichts passiert. Neußers Anwältin Annette Voges erklärte, diese Aussagen seien für ihren Mandanten nicht relevant. Gegen Neußer werde nicht wegen Marktmanipulation ermittelt, zudem sei er als Entwicklungschef nicht für ad-hoc-Mitteilungen zuständig gewesen.

Der von "SZ", WDR und NDR zitierte Ex-Manager ist selbst in den USA wegen des Dieselabgasbetruges angeklagt und dem Bericht zufolge auch in Deutschland im Visier der Staatsanwaltschaft wegen Betrugs. Die Glaubwürdigkeit seiner Aussagen ist deshalb schwer zu beurteilen. "Man muss sie einer sorgfältigen Beweiswürdigung unterziehen, weil er selbst Beschuldigter ist", sagte Neußer-Anwältin Annette Voges. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, der für das Land im VW-Aufsichtsrat sitzt, erklärte zu dem Medienbericht: "Es ist mehr denn je notwendig, dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gründlich führen kann und die Ergebnisse abgewartet werden."

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