München (Reuters) - Beim Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 nimmt der zweite Umbau binnen anderthalb Jahren Gestalt an.
Zum Jahreswechsel will der Vorstand unter Firmenchef Thomas Ebeling die Zahl der Sparten von vier wieder auf drei verringern, wie das Unternehmen zu seinem Kapitalmarkttag am Mittwoch mitteilte. "Mit der Drei-Säulen-Strategie stellen wir ProSiebenSat.1 auch für die Zukunft wettbewerbsfähig auf", erklärte Ebeling, der das Unternehmen im Februar verlässt und bisher keinen Nachfolger hat. Er betonte, der Plan sei ein gemeinsames Werk von Vorstand und Aufsichtsrat.
Die im August angekündigte Zusammenlegung der schwächelnden Fernsehsender mit der defizitären Online-Videothek Maxdome soll die Kosten bis 2020 um mehr als 50 Millionen Euro senken, wie ProSiebenSat.1 nun ankündigte. Zugleich werden das TV-Produktionsgeschäft und die boomenden Internetportale hübsch für Partnerinvestoren gemacht, die das Wachstum beflügeln sollen - auch durch gemeinsame Zukäufe. Die Sparten sollen sich auch künftig gegenseitig Geschäfte zuschanzen und so voneinander profitieren.
Einen Abschluss der Gespräche mit Investoren für das Online-Geschäft erwartet ProSiebenSat.1 im zweiten Quartal des kommenden Jahres, für das Produktionsgeschäft nannte der Konzern keinen Zeitplan. Erst einmal wird die auf Youtube betriebene, boomende Videoplattform Studio71 der Produktionssparte zugeschlagen. Das Portfolio an Internetportalen wie Verivox, Jochen Schweizer und Parship Elite wird neu sortiert, die Reiseseiten weg.de und Tropo stehen zum Verkauf. Erst vor anderthalb Jahren hatte ProSiebenSat.1 für das Videogeschäft von Maxdome und Studio71 eine eigene Sparte geschaffen, die nun wieder aufgelöst wird.
Doch selbst mit den neuen Umbau- und Wachstumsplänen traut sich ProSiebenSat.1 keine Fortsetzung der bisherigen starken Wachstumsraten zu. Der Jahresumsatz werde mittelfristig um einen mittleren einstelligen Prozentsatz zulegen und bis 2018 um mehr als eine Milliarde Euro steigen, kündigte der Vorstand an. Größere Zukäufe seien dabei aber nicht berücksichtigt. Die operative Umsatzrendite werde in der Mitte zwischen 20 und 30 Prozent liegen.
Damit würden Umsatz und Gewinne nicht mehr so stark steigen wie bisher: In den zurückliegenden vier Jahren hatte ProSiebenSat.1 seinen Umsatz jeweils um 10 bis 16 Prozent gesteigert - auch mit Übernahmen. Die Umsatzrendite schrumpfte in dieser Zeit von über 30 auf unter 27 Prozent. Grund dafür war der Ausbau der Digital- und Produktionsgeschäften, die weniger profitabel sind als die werbefinanzierten TV-Sender. ProSiebenSat.1 nahm den Renditerückgang in Kauf, um die Abhängigkeit des Konzerns von Fernsehwerbung zu verringern. Sie steuert fast die Hälfte der gesamten Erlöse bei.