Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft ist im März auch wegen der Grippewelle so langsam gewachsen wie seit acht Monaten nicht mehr.
Der Markit-Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister zusammen fiel überraschend deutlich um 2,2 auf 55,4 Punkte. Er hielt sich aber über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern, wie das Institut IHS Markit am Donnerstag zu seiner Umfrage unter 800 Firmen mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 57,0 Punkte gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft hat seit Jahresbeginn erheblich an Dynamik eingebüßt", sagte Markit-Ökonom Phil Smith. Wegen des starken Jahresauftakts könne das Wachstum im ersten Quartal dennoch höher ausfallen als im Schlussvierteljahr 2017 mit 0,6 Prozent.
Das Institut macht Arbeitsausfälle wegen der Grippewelle für das schwächere Abschneiden im März mitverantwortlich. "Interessant an den Umfragerückmeldungen in diesem Monat sind die hohen krankheitsbedingten Arbeitsausfälle und deren negative Auswirkungen auf die Geschäfte der Unternehmen", sagte Smith: "Es könnte also sein, dass die aktuelle Wachstumsdelle auch auf kurzfristige Faktoren zurückzuführen ist."
Bei der Deutschen Bahn kam es beispielsweise zu Zugausfällen, weil Lokführer krankheitsbedingt ausfielen. "Seit Wochen bringt die andauernde Grippewelle die meisten Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenze und oft auch weit darüber hinaus", klagte beispielsweise die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen. Bayer sprach von einem jahreszeitlich üblichen hohen Krankenstand im Unternehmen, aber keiner massiven Welle. Dem Robert-Koch-Institut zufolge hat die Grippewelle inzwischen ihren Höhepunkt überschritten.
Die Industrie verlor besonders deutlich an Fahrt. Hier gab das Barometer um 2,2 auf 58,4 Punkte nach, das der Dienstleister dagegen nur um 1,1 auf 54,2 Zähler. "Kapazitätsengpässe blieben eine Belastung für die Industrieunternehmen", so Smith. "So hatten die Firmen nicht nur mit enormen Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, auch die Auftragsbestände legten noch stärker zu als zuletzt." Dies sei zugleich ein gutes Zeichen für einen anhaltend robusten Jobaufbau in den kommenden Monaten.