Wien (Reuters) - Der österreichische Anlagenbauer Andritz weitet mit einem Zukauf in den USA sein Engagement in der Papierindustrie aus.
Für Xerium Technologies, einem Hersteller und Lieferant von Maschinengeweben und Walzenbezügen, würden 13,50 Dollar je Aktie bezahlt, teilte Andritz am Montag mit. Inklusive übernommener Schulden liege der Kaufpreis für den Konzern mit Sitz in Youngsville in North Carolina bei rund 830 Millionen Dollar. Der reine Kaufpreis belaufe sich auf rund 240 Millionen Dollar. Für Andritz passe der Zukauf zur langfristigen Strategie, das Servicegeschäft auszubauen, sagte Vorstandschef Wolfgang Leitner. Mit dem Abschluss des Millionen-Deals rechnet er in der zweiten Jahreshälfte. Die in Graz ansässige Andritz verfügt über Anlagen für die Produktion von Zellstoff, mit denen unter anderem Papier hergestellt werden kann.
Andritz-Aktionäre reagieren erfreut auf den größten Zukauf seit längerem. Die Aktien des Unternehmens legten 3,5 Prozent auf 44,3 Euro zu und führten damit die Gewinner im Topsegment ATX der Wiener Börse an. Xerium-Papiere schlossen am Freitag in New York bei 6,6 Dollar. Die Österreicher haben damit für das US-Unternehmen zum jüngsten Schlusskurs eine Prämie von mehr als 100 Prozent bezahlt. "Unser Eindruck ist, dass Andritz ein gut etabliertes Unternehmen mit attraktiven High-Tech-Produkten und guten operativen Margen gekauft hat", schrieb Baader-Helvea-Analyst Peter Rothenaicher.
Auch bei Xerium kann man der Übernahme viel abgewinnen. "Diese Transaktion ist ein großartiges Ergebnis für Xerium-Aktionäre und spiegelt die Anstrengungen und Leistungen unserer Mitarbeiter wider", sagte Aufsichtsratchef James Wilson. Xerium-Chef Mark Staton erwartet, dass Andritz ein "sehr guter, langfristiger Eigentümer" sein werde. Der US-Konzern bietet mit seinen rund 2850 Mitarbeitern wesentliche Verschleißteile, aber auch Wartungs- und Aufrüstungsleistungen für die Papierindustrie an. Der Konzern verfügt über weltweit 28 Produktionsstätten und betreibt in Österreich eine Fabrik in Gloggnitz. Im vergangenen Jahr erzielten die Amerikaner bei einem Jahresumsatz von 481 Millionen Dollar einen operativen Gewinn (Ebitda) von 85 Millionen Dollar. Andritz wies 2017 bei einem Umsatz von 5,9 Milliarden Euro einen Nettogewinn von 263 Millionen Euro aus.