Frankfurt (Reuters) - Die Kosten für den Ausbau der Billigflugtochter Eurowings und viele Störungen im Luftverkehr haben die Lufthansa im zweiten Quartal belastet.
Das um Sondereffekte bereinigte Vorsteuerergebnis (Ebit) sank von April bis Juni gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,4 Prozent auf 982 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Zudem seien die Treibstoffkosten gestiegen. Bei den anderen Airlines der Gruppe - also bei Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines - sei das Ergebnis dennoch dank Kostensenkungen und starken Wachstums um 26 Prozent gestiegen. "Ohne die Belastungen bei Eurowings, die wir in Kauf nehmen, um unsere Marktposition in Europa weiter zu stärken, wäre unser Ergebnis damit gestiegen", erklärte Finanzchef Ulrik Svensson.
Die Lufthansa schnitt damit besser ab, als von Reuters befragte Analysten erwartet hatten: Die Prognose lag im Durchschnitt bei einem Rückgang des bereinigten Ebit um 7,4 Prozent auf 942 Millionen Euro. Vorbörslich legten die Aktien des Dax-Konzerns um rund ein Prozent zu.
EUROWINGS SOLL 2019 WIEDER GEWINN MACHEN
Die Kosten für die Integration eines großen Teils der pleite gegangenen Air Berlin bei Eurowings beliefen sich der Lufthansa zufolge im ersten Halbjahr auf 120 Millionen Euro. Im dritten Quartal soll die Verschmelzung abgeschlossen werden, mit dann noch einmal Kosten von rund 50 Millionen Euro. Das Umflotten der 77 Air-Berlin-Maschinen habe länger gedauert als erwartet, sei mittlerweile aber abgeschlossen. Im Gesamtjahr rechnet die Billigtochter mit einem Verlust, der sich bis jetzt auf knapp 200 Millionen Euro summiert. Im kommenden Jahr sollen wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Zur Konkurrenz will Eurowings bei der Profitabilität in drei bis vier Jahren aufschließen. Die Wachstumsschmerzen der Kölner führen dazu, dass die gesamte Gruppe jetzt nur noch mit rund acht Prozent mehr Angebot rechnet nach bisher plus 8,5 Prozent.
Im ersten Halbjahr schlugen auch höhere Kosten aufgrund vieler Verspätungen und Flugausfällen zu Buche. Denn es kamen ungewöhnlich viele Störfaktoren zusammen: Fluglotsen streikten in Südeuropa. Bei Sicherheitskontrollen an Flughäfen und in der Flugsicherung gab es nicht genug Personal, um den kräftig wachsenden Luftverkehr zu bewältigen. Maschinen mussten länger am Boden bleiben oder konnten nicht starten wegen ungewöhnlich vieler Gewitter in Europa. Die Lufthansa leistete bei ihren Kunden Abbitte, da im ersten Halbjahr mehr Flüge ausfielen oder verspätet waren als im gesamten letzten Jahr. Oben drauf kommt noch eine steigende Treibstoffrechnung. Der größte Kostenblock soll nunmehr im Gesamtjahr rund sechs Milliarden Euro betragen, 850 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor.
Das alles kann der Dax-Konzern dank der stetig wachsenden Nachfrage nach Passagier- und Frachtflügen wegstecken. Angebot, Absatz und Auslastung der Flugzeuge erreichten demnach neue Spitzenwerte mit knapp 67 Millionen Fluggästen. Die Lufthansa bestätigte daher trotz der Belastungen ihre Prognose eines leicht niedrigeren bereinigten Ebits im Vergleich zum Rekordjahr 2017. Der Umsatz lag mit 16,9 Milliarden Euro knapp auf Vorjahresniveau. Für das Gesamtjahr erwarten Analysten einen Anstieg um zweieinhalb Prozent.