Reuters

Lufthansa stemmt Kosten für Eurowings, Flug-Ausfälle und Sprit

31.07.2018
um 13:36 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa kann die Wachstumsschmerzen ihrer Billigtochter Eurowings dank der gesunden Verfassung anderer Marken in diesem Jahr wegstecken.

Bis Ende September fielen nochmals 50 und damit aufs Jahr gesehen 170 Millionen Euro Kosten für die Integration der Flugzeuge der vor einem Jahr pleite gegangenen Air Berlin an, erklärte Finanzvorstand Ulrik Svensson am Dienstag. Damit sei die historisch größte Flottenübernahme in Europa aber finanziell abgeschlossen. Eurowings soll 2019 wieder Gewinne schreiben. Der Lufthansa hilft die trotz Handelskonflikt und Hitzewelle ungebrochene Nachfrage nach Flugreisen. Steigende Erlöse glichen die Zusatzlasten für Eurowings und anderes aus, sagte Svensson. "Das kann Hand in Hand gehen." Der Reise-Anbieter Thomas Cook klagte dagegen über zurückhaltende Last-Minute-Buchungen, weil viele wegen des schönen Wetters auf Reisen in den Süden verzichteten.

Der Dax-Konzern musste seine Prognose eines "leichten" Rückgangs des bereinigten Betriebsgewinns 2018 trotz zusätzlicher Belastungen nicht kippen und stellte nunmehr leicht steigende statt nur stabile Stückerlöse in Aussicht. Das ließ die Anleger alle Sorgen über die Kosten für zuletzt viele Ausfälle und Verspätungen von Flügen und steigende Kerosinpreise vergessen - Lufthansa-Aktien legten in der Spitze fast neun Prozent zu und waren damit mit Abstand der größte Gewinner im Dax.

Das um Sondereffekte bereinigte Vorsteuerergebnis (Ebit) sank im ersten Halbjahr bei einem stagnierenden Umsatz von 16,9 Milliarden Euro um 3,3 Prozent auf 1,008 Milliarden Euro. Dahinter verbarg sich ein Verlust von knapp 200 Millionen Euro bei Eurowings und ein Gewinnanstieg bei den Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines um ein gutes Viertel auf rund 950 Millionen Euro. Ertragsperle mit einer operativen Rendite von 12,7 Prozent war einmal mehr die Schweizer Tochter, während die fast gleich große österreichische Austrian Airlines knapp im Minus lag. Die Kosten bei AUA müssten sinken, sonst werde der Konzern in andere Marken mehr investieren, warnte Svensson.

EUROWINGS SOLL 2019 WIEDER GEWINN MACHEN

Im vergangenen Jahr noch hatte Eurowings das vorzeitige Erreichen schwarzer Zahlen gefeiert, doch in diesem Jahr werden die Integration von 77 ehemaligen Air-Berlin-Maschinen, die Verdoppelung des Personals und Entschädigungen für Flugausfälle für rote Zahlen sorgen. Diese waren zum Teil selbst verschuldet, weil die Umflottung der Flugzeuge, deren Renovierung bis hin zum Umspritzen der Maschinen, länger dauerte als geplant. Im kommenden Jahr soll Eurowings wieder schwarze Zahlen schreiben. Zur Konkurrenz will die Billigtochter bei der Profitabilität in drei bis vier Jahren aufschließen. Messlatte ist hier die britische Easyjet, die im vergangenen Jahr mehr als sieben Prozent Rendite einfuhr. Kosten eingespart werden könnten zum Beispiel, indem das Sammelsurium der Fluglizenzen reduziert werde, erklärte Svensson. "Wir haben die Werkzeuge dazu in unserer Hand, wir sind nicht auf externe Faktoren dafür angewiesen", ergänzte er.

Im zweiten Quartal litten alle Airlines in Europa unter Verspätungen und Streichungen aus mehreren Gründen. Fluglotsen streikten in Südeuropa. Bei Sicherheitskontrollen an Flughäfen und in der Flugsicherung gab es nicht genug Personal, um den kräftig wachsenden Luftverkehr zu bewältigen. Maschinen mussten länger am Boden bleiben oder konnten nicht starten wegen ungewöhnlich vieler Gewitter in Europa.

Die Lufthansa leistete bei ihren Kunden Abbitte, da im ersten Halbjahr mehr Flüge ausfielen oder verspätet waren als im gesamten letzten Jahr. Die Kosten dafür beliefen sich Svensson zufolge auf 70 bis 80 Millionen Euro. Oben drauf kam noch eine steigende Treibstoffrechnung. Der größte Kostenblock soll nunmehr im Gesamtjahr rund sechs Milliarden Euro betragen, 850 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Das alles kann der Dax-Konzern dank der stetig wachsenden Nachfrage nach Passagier- und Frachtflügen wegstecken. Angebot, Absatz und Auslastung der Flugzeuge erreichten demnach neue Spitzenwerte mit knapp 67 Millionen Fluggästen.

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125