Frankfurt (Reuters) - Dem Kunststoffhersteller Covestro setzt zunehmend ein schwierigeres Marktumfeld zu.
Das Betriebsergebnis stagnierte im dritten Quartal, im Gesamtjahr erwarten die Leverkusener aber weiterhin einen Anstieg. Gleichwohl zückt die ehemalige Bayer-Tochter den Rotstift: Bis Ende 2020 sollen weltweit rund 900 Stellen wegfallen, davon rund 400 in Deutschland, etwa in Verwaltungs- und Zentralbereichen. Bis spätestens 2021 werden Kosteneinsparungen von rund 350 Millionen Euro im Jahr angestrebt, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Diese sollen auch durch den vermehrten Einsatz von digitalen Lösungen erreicht werden.
Der Stellenabbau soll über "sozialverträgliche Lösungen" erfolgen, etwa durch Fluktuation, interne Stellenvermittlung, Vorruhestandsregelungen oder Aufhebungsverträge, die mit dem Betriebsrat in Deutschland bereits vereinbart worden seien. Auf betriebsbedingte Kündigungen will Covestro bis Ende 2025 verzichten. Auch wurde die Übernahmegarantie für Auszubildende verlängert. Weltweit beschäftigt die Firma rund 16.200 Mitarbeiter. Covestro wurde im Herbst 2015 von der ehemaligen Mutter Bayer an die Börse gebracht, die inzwischen nur noch rund sieben Prozent hält.
SPARPROGRAMM ÜBERRASCHT EXPERTEN
Covestro konnte seinen Gewinn in den vergangenen Jahren deutlich ausbauen, hatte dank prall gefüllter Kassen ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm gestartet und erst kürzlich große Investitionen angekündigt. Insofern kommt das Sparprogramm überraschend. "Auch in guten Zeiten ist jedes Unternehmen permanent aufgefordert, Prozesse und Strukturen zu hinterfragen", sagte Finanzchef Thomas Toepfer dazu im Gespräch mit Reuters. Zugleich habe das Unternehmen auch mit einem schwierigeren Marktumfeld zu kämpfen.
"Wir beobachten zunehmend herausfordernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen und hatten im abgelaufenen Quartal zudem nur eine eingeschränkte Produktverfügbarkeit in Europa und Asien." Dazu trugen Lieferschwierigkeiten bei einem Kunden sowie der unerwartete Stillstand einer Anlage für das Kunststoffvorprodukt MDI von Covestro in China wegen technischer Probleme bei.
Im dritten Quartal lag das Betriebsergebnis (Ebitda) mit 859 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres, fiel damit aber besser als von Analysten erwartet aus. Noch im ersten Halbjahr hatte sich das Ergebnis um gut ein Fünftel erhöht. Covestro hatte aber bereits angekündigt, dass im dritten Quartal ein Ergebnis ungefähr auf Vorjahresniveau zu erwarten sei. Für dieses Jahr rechnet der Konzern unverändert mit einem Ergebnis über dem des Vorjahreswertes sowie ein Mengenwachstum im Kerngeschäft im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Im dritten Quartal blieben die abgesetzten Mengen auf Vorjahresniveau. Der Umsatz stieg unter anderem dank höherer Preise um 4,8 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro.