Reuters

Lufthansa will wegen steigender Spritkosten Preise erhöhen

30.10.2018
um 15:01 Uhr

Frankfurt (Reuters) - In diesem Jahr waren Lufthansa-Flüge häufiger als sonst verspätet, im kommenden Jahr sollen sie teurer werden: Die Kranich-Airline hat wegen der steigenden Kerosinkosten höhere Flugpreise für 2019 angekündigt.

"Wir werden bei der Lufthansa-Group alles daran setzen, die gestiegenen Ölpreise in unseren Ticketpreisen besser abzubilden", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Dienstag. Fliegen könne bei einem Ölpreis von 80 Dollar je Barrel nicht so günstig bleiben wie bei 30 Dollar. Höhere Spritkosten drückten den Lufthansa-Gewinn schon im dritten Quartal - neben gestiegenen Entschädigungen an Kunden für ausgefallene oder verspätete Flüge. Dass das Betriebsergebnis noch stärker sank als erwartet, brockte dem Dax-Konzern an der Börse einen Kursrutsch um mehr als acht Prozent ein.

Der Lufthansa-Chef erwartet, dass das teure Kerosin zu weiteren Insolvenzen kleiner Gesellschaften führen und die Branchenkonsolidierung antreiben wird. In den vergangenen Monaten hätten schon sechs kleine Airlines aufgegeben, erklärte Spohr. Bei der Neuordnung der Branche wolle die Lufthansa nach der Übernahme von rund der Hälfte der im vergangenen Jahr pleite gegangenen Air Berlin weiter eine aktive Rolle spielen, bekräftigte er. Beim gerade laufenden Verkaufsprozess von Alitalia will sich die Lufthansa aber zurückhalten, da der Staat Teilhaber der Airline bleiben wolle. "Wir wären sicher nicht daran interessiert, Co-Investor der Regierung zu sein bei einer Fluggesellschaft, die restrukturiert werden muss", betonte Spohr. Zuletzt hieß es von der Regierung in Rom, sie wolle 15 Prozent an Alitalia behalten.

"KEIN UNKONTROLLIERTES WACHSTUM MEHR"

Im saisonal wichtigen Sommerquartal von Juli bis September ging der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) gegenüber dem Rekordgewinn des Vorjahres um elf Prozent auf 1,35 Milliarden Euro zurück. Von Januar bis September verdiente der Konzern operativ 2,36 Milliarden Euro - das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte, wie Spohr betonte. "Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Kostenanstieg von mehr als einer Milliarde Euro allein durch Treibstoffkosten und Sonderbelastungen durch Flugausfälle und Verspätungen", erklärte der Lufthansa-Chef. Zur Erleichterung von Analysten, die mit einer Gewinnwarnung gerechnet hatten, hielt die Lufthansa am Ziel eines nur leicht rückläufigen Ergebnisses fest. Die Treibstoffkosten erhöhen sich wegen des Ölpreisanstiegs im Gesamtjahr um 850 Millionen Euro auf gut sechs Milliarden Euro - mit rund einem Viertel ist Kerosin der größte Kostenblock. Für 2019 rechnet der Dax-Konzern auf Basis der gleichen Menge Sprit mit einer weiteren Verteuerung um 900 Millionen Euro.

Bei der Lufthansa kam es im Sommer ebenso wie bei anderen Airlines in Europa zu massiven Störungen, weil die Personalausstattung vor allem in der Flugsicherung mit dem starken Wachstum des Luftverkehrs nicht Schritt hält. Aber auch eigene Planungsfehler etwa der Billigflugtochter Eurowings, bei der die Übernahme der 77 Flugzeuge von Air Berlin hakte, spielten eine Rolle. So seien bereits 18.000 Flüge ausgefallen - das wäre laut Spohr so, als würde die Lufthansa ihren Flugbetrieb am Frankfurter Flughafen zwei Wochen schließen. An Entschädigungszahlungen musste die Fluggesellschaft in diesem Jahr bereits 350 Millionen Euro leisten. Im Gesamtjahr sollen sie rund 250 Millionen Euro über dem Durchschnitt liegen.

Damit es 2019 nicht zu einem neuen Flugchaos kommt, hat die Branche bei einem Spitzentreffen mit der Bundesregierung Anfang Oktober ein Maßnahmenpaket geschnürt. Die Lufthansa will deshalb auf die Wachstumsbremse treten. Im Sommer 2019 werde das Sitzangebot nur um knapp vier Prozent gesteigert, im Gesamtjahr sollen es fünf Prozent im Vergleich zu etwa acht Prozent Zuwachs in diesem Jahr sein. Die Airlines in Europa hatten die von Air Berlin gerissene Lücke über die Maßen gestopft, so dass die Flugpreise auf der Kurzstrecke unter Druck kamen. "Es darf in Zukunft kein unkontrolliertes Wachstum mehr geben", sagte Spohr.

LUFTHANSA AG VNA O.N.

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