London (Reuters) - Trotz der Unsicherheit wegen des nahenden Brexit ist die britische Wirtschaft im dritten Quartal kräftig gewachsen.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September zum Vorquartal um 0,6 Prozent zu, teilte das Statistikamt ONS am Freitag mit und bestätigte damit eine frühere Schätzung. Großbritannien schlug sich damit weit besser als die beiden großen Euro-Länder: Die deutsche Wirtschaft schrumpfte wegen Problemen in der Autoindustrie um 0,2 Prozent, Frankreich schaffte ein Plus von 0,3 Prozent.
Allerdings wirft der Brexit bereits seine Schatten voraus. "Längerfristig bleibt das Bild gedämpft, und die Investitionen der Unternehmen sind nun in drei aufeinander folgenden Quartalen gesunken", sagte ONS-Statistiker Rob Kent-Smith. Eine so lange Durststrecke gab es zuletzt auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2009. Die privaten Haushalte gaben dem Statistikamt zufolge das achte Quartal in Folge mehr aus als sie einnahmen. Das kurbelte die Wirtschaft an. Allerdings stelle sich die Frage, wie nachhaltig das sei, sagte Kent-Smith.
Großbritannien will Ende März 2019 aus der EU austreten. Notenbankchef Mark Carney warnt für den Fall eines ungeregelten Ausstiegs vor massiven Folgen für die Wirtschaft. Dies könne noch stärkere Schäden anrichten als die Finanzkrise vor zehn Jahren. Premierministerin Theresa May hatte unlängst eine Abstimmung über die mit der EU vereinbarten Scheidungsmodalitäten abgesetzt, da sich keine Mehrheit dafür im Parlament abzeichnete. Die Regierung bereitet sich nun auch verstärkt auf die Möglichkeit eines ungeordneten Brexit vor.