Reuters

Insider - Covestro-Börsengang kommt nicht in Fahrt

30.09.2015
um 11:46 Uhr

- von Arno Schuetze und Kathrin Jones

Frankfurt (Reuters) - Der milliardenschwere Börsengang der Bayer-Kunststoffsparte Covestro kommt Finanzkreisen nicht in Fahrt.

Die begleitenden Banken loten deshalb aus, wie es weitergehen soll, wie mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch sagten. "Es werden derzeit verschiedene Möglichkeiten diskutiert, Entscheidungen sind noch nicht gefallen", sagte einer der Insider. Die Erstnotiz von Covestro war eigentlich für diesen Freitag geplant. Doch das Orderbuch ist den Angaben zufolge noch immer nicht gefüllt, geschweige denn mehrfach überzeichnet.

Mit einem Volumen von exakt 2,5 Milliarden Euro sollte Covestro der größte Börsengang in Deutschland seit dem Boom-Jahr 2000 werden. Die Zahl der Aktien sollte davon abhängen, wie der Preis innerhalb der Spanne von 26,50 bis 35,50 Euro am Ende ausfällt. Je nachdem würde Covestro an der Börse mit 6,2 bis 7,5 Milliarden Euro bewertet. Mit dem Emissionserlös wollte Covestro Schulden tilgen, die das Unternehmen beim Mutterkonzern hat. Nun gibt es theoretisch vier Möglichkeiten: eine Verlängerung der Angebotsfrist, eine Reduzierung des Volumens, Zugeständnisse beim Preis oder eine Verschiebung des Vorhabens.

Auch andere Börsenkandidaten tun sich derzeit schwer. Hauptgrund sind die stark schwankenden Märkte, die viele Investoren verunsichern. Allein der Dax verlor im Zuge der VW-Abgasaffäre in der vergangenen Woche mehr als zwei Prozent. Der Volatilitätsindex VDax, der das Auf und Ab misst, liegt derzeit bei über 30 Punkten. Schon Werte über 20 bereiten Investmentbankern Kopfzerbrechen.

WARNSCHUSS AUS DEN USA

Covestro fertigt Vorprodukte für die Auto-, Möbel-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie. Die Kunststoffe der Firma finden sich etwa im Schaumstoff von Matratzen, Autositzen, aber auch in Blu-ray-Discs und dem Fußball-WM-Ball wieder. Das Geschäft hängt stark an der Konjunktur. Das zeigt sich auch am Beispiel des US-Chemiekonzerns Huntsman - ebenfalls im Kunststoffgeschäft unterwegs - der am vergangenen Freitag eine Gewinnwarnung veröffentlichte. Die Anleger schreckte das nun zusätzlich auf. "Die Nachfrage schwächelt und damit ist die Bewertung natürlich schwierig", sagt ein Fondsmanager, der sich bislang trotz hartnäckigen Werbens der Banken nicht dazu durchringen konnte, Covestro-Aktien zu zeichnen. "Viel schlimmer hätte es vom Timing her für Covestro nicht kommen können."

Von einem anderen Großinvestor hieß es, am unteren Ende der Preisspanne - also mit einem Risikoabschlag für das zyklische Geschäft - seien die Aktien wegen der Dividendenaussicht durchaus attraktiv. Man müsse sie aber nicht um jeden Preis haben. Große Fondsgesellschaften steigen ohnehin erst ein, wenn das Orderbuch mindestens einmal gefüllt ist - so riskieren sie nicht, mehr Aktien zugeteilt zu bekommen als gewünscht.

Auch andere Börsenkandidaten warten derzeit ungewöhnlich lange, bis sie sich mit den Eckdaten festlegen. So gibt es beim Autozulieferer Schaeffler, der sein Debüt am kommenden Montag feiern will, noch immer keine Preisspanne. Einzig der Internet-Kleinanzeigenbetreiber Scout24 hält derzeit Kurs: Das Unternehmen engte die Preisspanne für seine Aktien Insidern zufolge auf 29,50 bis 31 Euro ein, sie können noch im Tagesverlauf gezeichnet werden. Die Erstnotiz ist für diesen Donnerstag geplant.

BAYER AG NA O.N.

WKN BAY001 ISIN DE000BAY0017