Frankfurt (Reuters) - Die Bayer-Kunststofftochter Covestro hat im Hürdenlauf an die Börse doch noch genügend Abnehmer für ihre Aktien gefunden.
62,5 Millionen Anteilsscheine wurden zu je 24 Euro bei Investoren platziert, wie das Chemieunternehmen am Freitag mitteilte. Damit wurden die Papiere zwar am oberen Ende der Preisspanne von 21,50 bis 24,50 Euro ausgegeben. Diese hatte Covestro aber von ursprünglich 26,50 bis 35,50 Euro gesenkt und den Tag des Börsendebüt auf kommenden Dienstag verschoben. Die Bayer-Tochter sammelte 1,5 Milliarden Euro ein und liegt damit weit entfernt von den zunächst angepeilten Einnahmen von 2,5 Milliarden Euro.
Eigentlich sollte Covestro der größte Börsengang in Deutschland seit dem Boom-Jahr 2000 werden. Nun ist es der größte in Deutschland seit dem des Motorenbauers Tognum, der inzwischen zu Rolls-Royce gehört, im Jahr 2007. Nutznießer der Emission ist vor allem der Mutterkonzern Bayer, der seinen Anteil zunächst auf etwa 69 Prozent reduziert. Denn mit dem Geld aus dem Börsengang will Covestro, die auf eine Marktkapitalisierung von 4,86 Milliarden Euro kommen, vor allem Schulden tilgen, die ihr Bayer aufgebürdet hat. Die Nettofinanzverschuldung inklusive Pensionsverpflichtungen soll sich nach der Kapitalerhöhung auf etwa vier Milliarden Euro belaufen.
Trotz mehrfachen Nachhakens waren die großen Investoren in New York, London und Frankfurt nicht bereit, Covestro-Aktien zum ursprünglichen Preis zu zeichnen. Zu groß ist die Unsicherheit: Der Leitindex Dax verlor allein in dieser Woche 1,4 Prozent, weil der Abgasskandal bei Volkswagen und Konjunktursorgen belasteten. Bei Covestro forderten Anleger auch deshalb einen Rabatt, weil ein großer US-Rivale erst vor einer Woche eine Gewinnwarnung veröffentlicht hatte und es nun verstärkt Sorgen vor einem Nachfrageeinbruch gibt.
Der in Leverkusen ansässige Börsenaspirant fertigt mit gut 16.000 Mitarbeitern Vorprodukte für die Auto-, Möbel-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie. Covestro-Kunststoffe finden sich im Schaumstoff von Matratzen, Autositzen, aber auch in Blu-ray-Discs und dem Fußball-WM-Ball wieder. Der Umsatz lag 2014 bei 11,8 Milliarden Euro. Mit einer operativen Umsatzrendite von fast 16 (Vorjahr: 9,4) Prozent im zweiten Quartal war Covestro zuletzt deutlich rentabler als noch vor einem Jahr. Analysten hatten aber gewarnt, dass dies nicht nachhaltig sein dürfte. Dafür sei das Geschäft zu zyklisch.