München (Reuters) - Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) will die Aktionäre zur Stärkung ihrer Kapitaldecke nicht zur Kasse bitten.
"Wir haben bis Ende 2017 ausreichend Zeit, um die angestrebte Zwölf-Prozent-Kapitalquote zu erreichen", sagte RBI-Chef Karl Sevelda dem "Wirtschaftsblatt" (Montagausgabe). "Wir gehen davon aus, dass wir das ohne Kapitalerhöhung umsetzen." Zuletzt lag die Kernkapitalquote bei 10,7 Prozent.
Die Osteuropa-Tochter des österreichischen Raiffeisen-Sektors hatte sich mit einer jahrzehntelangen Expansion zum zweitgrößten Kreditgeber der Region hochgearbeitet. Nach einem Fehlbetrag von 493 Millionen Euro im vergangenen Jahr - der erster Verlust der Unternehmensgeschichte - ist die RBI allerdings auf Schrumpfkurs eingeschwenkt. Doch der geplante Verkauf der Polen-Tochter, durch den die RBI ihre Kapitalausstattung verbessern will, verzögert sich. "Wir haben Angebote am Tisch liegen, die aber alle die Schweizer-Franken-Problematik negativ berücksichtigen", sagte Sevelda. Die RBI werde eine Lösung dafür finden, ein Vertrag könnte im ersten Halbjahr 2016 unterschrieben werden.
Die polnische Regierung will Banken zum Zwangsumtausch von Fremdwährungskrediten zwingen, die Institute sollen zumindest auf einem Teil der Lasten sitzenbleiben. Vor allem in den Jahren 2007 und 2008 hatten eine halbe Million Polen Hypothekenkredite in Schweizer Franken aufgenommen, weil die Zinsen darauf deutlich günstiger waren. Doch der rasante Kursverlust des Zloty zu der Schweizer Währung hat viele Kreditnehmer in Bedrängnis gebracht.
In Ungarn hatte die Regierung bereits in den vergangenen Jahren die Banken bei Fremdwährungskrediten Kosten aufgebürdet. Das Geschäft in Ungarn laufe in diesem Jahr wesentlich besser. "Nach den schweren, gesetzlich bedingten Verlusten des Vorjahres könnten wir heuer eventuell wieder positiv abschließen", sagte Sevelda. "In Ungarn wollen wir uns aus dem Massengeschäft zurückziehen, aber das Firmenkundengeschäft weiter ausbauen."