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Mieten statt Kaufen - Das geht jetzt auch bei Möbeln

16.04.2019
um 14:27 Uhr

- von Stefanie Geiger

Düsseldorf (Reuters) - Die monatliche Miete könnte künftig nicht nur für die Wohnung, sondern auch für den Esstisch fällig werden.

Zumindest hoffen etliche Einzelhändler darauf, dass künftig immer mehr Menschen nicht nur Autos, Fahrräder oder Musik ausleihen, sondern auch Möbel. Studenten-Wohnungen lassen sich so zügig mit Schlafsofas bestücken oder Büros mit Schreibtischen. Entsprechende Modellversuche hat gerade der Möbelriese Ikea in mehreren Ländern gestartet. Im Herbst soll es auch in Deutschland losgehen.

Angesichts der zunehmenden Online-Konkurrenz muss sich der weltgrößte Möbelkonzern etwas Neues einfallen lassen. Angebote zur Miete sollen Möbel auch für Käufer erschwinglich machen, die den Gesamtpreis an der Kasse sonst nicht hingeblättert hätten. "Die Leute haben manchmal einfach kein Geld, gleich einen ganzen Raum einzurichten", erläuterte Ikea-Chef Jesper Brodin kürzlich in Kaarst. Dieses Argument gilt im Grunde auch für die klassische Ratenzahlung, bei der ein größerer Kaufpreis über die Zeit in kleinen Beträgen abgestottert wird. Aber für das Mieten von Möbeln spricht aus Sicht der Kunden noch etwas anderes: Wer sich Schränke & Co nur auf Zeit ausleiht, kann leichter auf dem neuesten Stand bleiben und ausrangierte Dinge einfach wieder zurückgeben. Geboten wird zudem ein gutes Gewissen, denn werden gemietete Produkte mehrfach eingesetzt, verlängert sich deren Lebensdauer. Das spart Rohstoffe und erleichtert das Recycling.

Derzeit testet Ikea, wie sich Schreibtische oder Betten vermieten lassen. Weitere Einrichtungsgegenstände dürften über die Zeit hinzukommen. 2030 soll dann ein Großteil der Produktpalette zur Miete erhältlich sein, wie die für Nachhaltigkeit zuständige Managerin Pia Heidenmark Cook erklärt.

Auch Konkurrenten haben das Geschäft für sich entdeckt, etwa der Versandhändler Otto. Angetrieben vom Erfolg mit anderen Leih-Angeboten führte das Start-Up Otto now zum Jahreswechsel ebenfalls Möbel zum Verleih ein. Statt wie in Möbelhäusern üblich Monate auf einen gekauften Tisch oder ein Bett zu warten, können so Wohnungen auch kurzfristig eingerichtet werden. Die Nachfrage ist offenbar groß. Jedenfalls soll das Angebot nach offiziellem Bekunden ausgebaut werden.

EINE DROHNE FÜR EIN JAHR

In anderen Lebensbereichen hat der Trend "Teilen statt Besitzen" schon längst Einzug gehalten. Vor allem in Großstädten nutzen immer mehr Menschen Car-Sharing-Modelle und verzichten auf ein eigenes Fahrzeug oder steigen gegen eine Gebühr auf das Leih-Fahrrad am Straßenrand. Ähnlich läuft es im Musikgeschäft: Dank Streaming-Anbietern wie Spotify, Apple Music oder Deezer sind die Regale zu Hause nur noch selten mit CDs oder auch DVDs vollgestopft. Gerade bei den unter 30-Jährigen zieht das Geschäftsmodell.

"Für immer war gestern", wirbt auch der Technik-Verleiher Grover. Das Berliner Startup gehört zu den großen Anbietern von Miet-Angeboten für Technik-Geräte und ist Partner der Handelskette Medi `a Markt. Auch der Otto-Konzern fängt beim Thema Verleih nicht bei null an, sondern hat schon zwei Jahre Erfahrung: Unter 700 Produkten, darunter Fernseher, Waschmaschinen und Rudergeräte, können Kunden bereits wählen, ohne gleich den vollen Kaufpreis zu bezahlen. Besonders gefragt waren 2018 Drohnen, Fernseher und Smartphones. Die Mehrheit der Kunden hätte sich zuletzt die Produkte für mindestens ein Jahr geliehen. Tchibo vermietete im vergangenen Jahr rund 17.000 Kleidungsstücke. Was zunächst mit Babysachen und Umstandsmode begann, wird gerade auf andere Damenoberbekleidung ausgeweitet - auch weil knapp 70 Prozent der Kunden "Wiederholungstäter" sind.

"Ist Mieten das neue Kaufen?", fragten Experten von KPMG und dem Institut für Handelsforschung Köln schon 2017 in einer Studie zu kommerziellen Sharing- oder Mietmodellen. Wichtigste Erkenntnis: Mieten sei für Kunden zwar eine zusätzliche Option, Waren exakt auf den Bedarf abgestimmt zu nutzen. Die Gefahr, dass Kaufangebote dabei völlig ins Hintertreffen geraten, gebe es aber nicht. Es werde immer Menschen geben, denen es wichtig sei, Dinge auch wirklich zu besitzen.

Dabei spielt wohl auch die Frage eine Rolle, wie die Gegenstände nach dem Gebrauch durch mehrere verschiedene Nutzer aussehen. Die Sorge vor Rückläufern in katastrophalem Zustand sei aber unbegründet, heißt es bei der Supermarktkette Real, die in ihrem Online-Shop Spielzeug und Kinderausstattung wie Fahrradanhänger zur Miete anbietet. Nur rund fünf Prozent aller Retouren müssten aussortiert werden, weil sie zu stark abgenutzt oder gar beschädigt seien.

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