Reuters

Thomas Cook wird chinesisch - "Club Med"-Eigner rettet Reisekonzern

12.07.2019
um 10:47 Uhr

Hongkong/München (Reuters) - Der britische Reiseveranstalter Thomas Cook soll von dem chinesischen "Club Med"-Eigentümer Fosun vor dem Aus gerettet werden.

Die Fosun Tourism Group aus Hongkong und die Gläubigerbanken wollen 750 Millionen Pfund (umgerechnet 830 Millionen Euro) frisches Geld bereitstellen, damit der 178 Jahre alte Traditionskonzern die Wintersaison 2019/20 übersteht, wie Thomas Cook am Freitag mitteilte. Die Gespräche darüber seien weit fortgeschritten. Fosun ist seit vier Jahren mit 18 Prozent an Thomas Cook beteiligt und damit größter Aktionär. Im Gegenzug soll das Unternehmen drastisch entschuldet werden. Die übrigen Aktionäre werden weitgehend verdrängt. Die Thomas-Cook-Aktie stürzte an der Londoner Börse um 37 Prozent auf 8,41 Pence ab.

Ein Verkauf der Ferienfluggesellschaft Condor, an der die Lufthansa Interesse gezeigt hatte, ist damit zumindest vorerst vom Tisch. Der Verkaufsprozess werde ausgesetzt, teilte Thomas Cook mit. Wegen der Eintrübung des Touristik-Marktes in Europa hätte der Verkauf des Fluggeschäfts und der Skandinavien-Sparte nicht genug eingebracht, um das Kerngeschäft zu retten. Fosun übernimmt allerdings nur die Mehrheit an der Reise-Sparte, am Ferienflug-Geschäft sollen die Chinesen einen "signifikanten Minderheitsanteil" erhalten. Denn mit einem nicht-europäischen Eigentümer würde Condor der Verlust der Start- und Landerechte drohen. Ein Fosun-Sprecher verwies darauf, dass der Konzern schon beim Feriendorf-Betreiber Club Med gezeigt habe, dass er Unternehmen sanieren könne.

Das Angebot von Fosun sei das beste gewesen, das auf dem Tisch des Vorstands gelandet sei, sagte Vorstandschef Peter Fankhauser in einer Telefonkonferenz. "Das ist zwar nicht das Ergebnis, das wir uns für unsere Aktionäre gewünscht hätten, aber der Vorschlag ist eine pragmatische und verantwortliche Lösung, die uns die Mittel gibt, die Zukunft von Thomas Cook zu sichern", erklärte der Schweizer.

Das Unternehmen kam schon vor dem Kurssturz am Freitag nur noch auf einen Börsenwert von gut 200 Millionen Pfund, der Schuldenberg summiert sich auf mehr als 1,25 Milliarden Pfund. Die Gläubigerbanken seien bereit, auf einen Großteil der Kredite zu verzichten; im Gegenzug sollen sie Aktien erhalten.

Thomas Cook hatte im ersten Halbjahr 1,5 Milliarden Pfund Verlust ausgewiesen, zum Großteil wegen einer Abschreibung von 1,1 Milliarden Pfund auf die Tochter MyTravel. Das Unternehmen war 1841 von Baptisten-Prediger Thomas Cook gegründet worden, der Zug-Reisen von Leicester nach Loughborough veranstaltete. Ende 2006 übernahm KarstadtQuelle die restlichen Anteile der Lufthansa. Durch die Übernahme der britischen MyTravel wurde Thomas Cook 2007 an die Londoner Börse gebracht - damals mit einem Börsenwert von vier Milliarden Pfund.

Das Sommergeschäft läuft schleppend. Die Reise-Buchungen lägen neun Prozent unter Vorjahr, die Flug-Buchungen um drei Prozent, teilte Thomas Cook mit. Das operative Ergebnis werde deshalb im zweiten Halbjahr noch schlechter ausfallen als im ersten. 2018 reisten elf Millionen Kunden mit Thomas Cook.

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125