Hamburg (Reuters) - Volkswagen sieht sich trotz des Konjunkturabschwungs im Geschäft mit Auto-Krediten und Versicherungen auf Kurs zu den Jahreszielen.
"Wir sind uns sicher, dass wir das Vorjahresergebnis erzielen werden", sagte Sparten-Finanzvorstand Frank Fiedler in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.
Nochmals ein Schippe draufzulegen und das Ergebnis wie in der Vergangenheit zu steigern, falle diesmal schwer, fügte Fiedler hinzu und verwies auf die politischen Unsicherheiten und den Handelsstreit zwischen den USA und China. In den vorangegangenen Jahren hatte die VW-Finanzsparte ihre Prognose oft vorsichtig angesetzt und am Ende übertroffen. "Wenn Sie sich anschauen, was die Twitter-Könige dieser Welt so mit uns machen - wird es sehr schwer", sagte Fiedler mit Blick auf eine mögliche Steigerung. "Wir wissen nicht, was die Trumps dieser Welt machen." US-Präsident Donald Trump sorgt bei Unternehmen, in Politik und in der Finanzwelt immer wieder mit Nachrichten über Twitter für Verunsicherung. Der Zollkonflikt mit den USA belastet den weltgrößten Automarkt China, der die Branche in den vergangenen Jahren am Laufen gehalten hatte. Inzwischen steckt die Automobilindustrie in der Krise, weil die Konjunktur lahmt und auch andernorts die Verkäufe sinken.
Der Volkswagen-Konzern hebt sich bisher aufgrund seiner Größe und weltweiten Präsenz davon ab. Entsprechend wächst das Geschäft der Finanzierungs- und Leasingtochter Financial Services. Im ersten Halbjahr steigerte die Finanzsparte ihren operativen Gewinn dank eines höheren Vertragsvolumens und günstigen Refinanzierungsbedingungen um vier Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Die Zahl der Finanzierungs-, Leasing-, Versicherungs- und Wartungsverträge kletterte um sechs Prozent auf 20,9 Millionen Stück. Auch damit sieht sich die Sparte auf Kurs. Bis 2025 will Volkswagen die Zahl der Verträge auf 30 Millionen steigern.
Die Zahl der Neuverträge erhöhte die VW-Tochter in den ersten sechs Monaten marginal um 0,4 Prozent auf knapp 4,1 Millionen Stück. Grund für das geringe Wachstum binnen Jahresfrist war, dass VW vor der Einführung strengerer Abgastest (WLTP) im vergangenen Jahr besonders viele Autos mit der alten Zertifizierung in den Markt gepresst hatte und der Absatz dadurch aufgebläht wurde. Entsprechend mehr Finanzierungen und Leasingverträge konnte die Finanztochter verkaufen. In den Monaten nach der WLTP-Einführung sanken die Auslieferungen, weil wegen fehlender Prüfstände zunächst nicht genügend Fahrzeuge mit dem neuen Abgasstandard zur Verfügung standen.
Im ersten Halbjahr 2019 schrumpften die Fahrzeugfinanzierungen binnen Jahresfrist um 4,5 Prozent auf 1,2 Millionen Stück. Das Leasinggeschäft kletterte dagegen um 5,3 Prozent auf 987.000 Verträge. Die Zahl der Versicherungen sank um 4,8 Prozent auf rund 1,1 Millionen. Am stärksten wuchs das Geschäft mit Dienstleistungen wie Wartungs- und Inspektionsverträgen (plus 10,7 Prozent).