- von Alexander Hübner
München (Reuters) - Deutsche Maschinenbauer wie der Getränke-Abfüllanlagenhersteller Krones werden die Coronavirus-Krise voraussichtlich mit einigen Monaten Verzögerung zu spüren bekommen.
"In vier bis acht Wochen wird es richtig schwierig", sagte Vorstandschef Christoph Klenk am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters in einem Telefoninterview. Dann machten sich die fehlenden Aufträge bemerkbar, die jetzt nicht ausgehandelt werden könnten. Die Kunden schöben ihre Investitionsentscheidungen hinaus. "Das werden wir Ende des zweiten und Anfang des dritten Quartals an der Auslastung spüren", sagte Klenk. Dann sei auch Kurzarbeit ein Thema. Noch kämen bei dem Familienkonzern aus Neutraubling bei Regensburg Aufträge herein, aber in verringertem Maß.
Auch der Verband der Maschinenbauer VDMA warnt, dass die Coronakrise die Branche hart treffen wird. Viele Firmen können noch ihre Auftragsbücher abarbeiten. Aber wenn die Produktion bei den Kunden stillstehe, blieben die Aufträge aus, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers: "So lange die Werkshallen nicht ganz geschlossen werden, können unsere Firmen die bestellten Maschinen und Anlagen theoretisch auch weiterhin ausliefern oder ihren Service durchführen. Aber je stärker die Restriktionen in unseren Kundenbranchen werden, umso heftiger werden auch wir als Ausrüster getroffen."
Krones hatte sich eigentlich für 2020 einen Umsatzzuwachs von drei Prozent und eine Umsatzrendite von vier Prozent vor Steuern vorgenommen. Nach den Infektionen in China habe man die Erwartungen Anfang März auf einen stagnierenden Umsatz und eine Rendite von 3,2 bis 3,7 Prozent herunterkorrigiert. Doch jetzt seien alle Pläne Makulatur, sagte Klenk. "Corona ist aktuell für uns nicht einzuschätzen."
Dabei erlebe ein Teil der Kunden von Krones derzeit eine Sonderkonjunktur. "Wasser und Softdrinks boomen ohne Ende", sagte Klenk. Ähnliches gelte für Milch. Nach dem Ausbruch des Coronavirus in China sei Krones mit seinen Serivicetechnikern dort sofort als "systemkritisch" anerkannt worden, damit die Abfüllanlagen liefen. "Bei Brauereien sieht das anders aus", sagte Klenk. Dort sei mit Einbußen zu rechnen, weil sie zu zehn bis 15 Prozent von der derzeit brachliegenden Gastronomie abhingen. "In Summe sagen die Kunden aber, dass sie nach der Krise weiter investieren werden."
Die Produktion sei vom Coronavirus-Ausbruch bisher kaum beeinträchtigt, sagte Klenk. "Wir produzieren voll". Ausnahmen seien die besonders stark betroffenen Länder Italien und China, wo die Fertigung zu 80 Prozent laufe. Die meisten Ingenieure von Krones arbeiteten im "Home Office", die Schichtpläne seien so geändert worden, dass sich die Mitarbeiter nicht mehr persönlich träfen. Die Schicht-Übergabegespräche liefen schriftlich. Auch die Lieferanten fahren auf Sicht: Sie signalisierten Krones, sie könnten vorerst liefern: "Heute ja, nächste Woche auch", sagte Klenk - doch was in zwei Wochen sei, könne niemand sagen.