Frankfurt (Reuters) - Aufkeimender Konjunkturoptimismus gibt den Börsen Auftrieb.
"Der Deutsche Aktienindex wird derzeit getrieben von der Hoffnung auf wieder bessere Wirtschaftsdaten, nachdem der Lockdown weltweit nun schrittweise beendet wird", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Zudem setzen die größten Optimisten darauf, dass vielleicht schon im Herbst Impfstoffe gegen das Coronavirus zur Verfügung stehen."
Dax und EuroStoxx50 legten am Montag jeweils etwa ein Prozent auf 11.190 und 2931 Punkte zu. Insgesamt waren die Handelsumsätze allerdings gering, da Börsen in den USA und Großbritannien wegen eines Feiertages geschlossen blieben.
Die Stimmung könne aber schnell kippen, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Zu den ohnehin bestehenden Spannungen bezüglich Handel und Corona gesellt sich jetzt noch das Thema Hongkong. Das Eskalationspotential ist riesig." Die Zentralregierung in Peking will mit einem neuen Gesetz Sicherheitskräfte in die Sonderverwaltungszone Hongkong verlegen können. Die USA kritisieren die Pläne. Vor diesem Hintergrund zogen sich einige Anleger aus der chinesischen Währung zurück. Im Gegenzug blieb der Dollar mit 7,1402 Yuan auf Tuchfühlung mit seinem Siebeneinhalb-Monats-Hoch aus der Vorwoche.
Ein gemischtes Bild der Wirtschaft zeichnete der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Das Barometer stieg zwar insgesamt überraschend stark auf 79,5 Punkte. Die aktuelle Lage beurteilten die Firmenlenker allerdings düsterer. "Das Wiederanfahren der Wirtschaft ist für viele Unternehmen ein Silberstreif am Horizont", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Da sich die Folgen der Pandemie aber immer noch nicht abschätzen ließen, sei ein rasches Zurück auf Vorkrisen-Niveau nicht zu erwarten.
BERICHT: BAYER ERZIELT TEILERFOLG IM GLYPHOSAT-STREIT
Zusätzlichen Schub erhielten die europäischen Börsen von einem Kurssprung bei Bayer. Die Titel des Pharma- und Agrarchemiekonzerns gewannen bis zu 6,4 Prozent, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte, das Leverkusener Unternehmen habe bei einem Großteil der Glyphosat-Klagen in den USA eine Einigung erzielt. "Das ist sicher positiv", sagte ein Börsianer. Ein Wermutstropfen sei allerdings, dass mehr als 30 Prozent der Klagen noch offen seien. Bayer teilte nur mit, bei den Vergleichsverhandlungen Fortschritte erzielt zu haben. Der Unkraut-Vernichter Glyphosat steht im Verdacht, Krebs auszulösen.
Im Rampenlicht stand außerdem Volkswagen. Am Vormittag wollte der Bundesgerichtshof (BGH) sein Urteil in einem Schadenersatzprozess wegen des Diesel-Skandals fällen. Experten erwarteten eine Niederlage für den Autobauer. VW-Aktien notierten kurz vor Urteilsverkündung 0,5 Prozent im Minus.
Exasol feierte einen fulminanten Börseneinstand. Die Aktien des Datenbank-Anbieters stiegen auf bis zu 14,09 Euro und lagen damit fast 50 Prozent über ihrem Ausgabepreis von 9,50 Euro. Der Börsengang im Wachstumssegment Scale brachte der Firma 87,5 Millionen Euro ein. Ein Großteil des Geldes soll in die Finanzierung des weiteren Wachstums fließen.