Hamburg (Reuters) - Bei der Verfolgung von Verantwortlichen des VW-Dieselskandals ist den US-Behörden offenbar ein weiterer Beschuldigter ins Netz gegangen.
Das "Handelsblatt" berichtete am Dienstag online, US-Ermittler hätten einen früheren Dieselmotorenentwickler der VW-Tochter Audi in Kroatien aufgespürt. Gegen ihn und andere frühere Führungskräfte hätten die US-Behörden offenbar schon vor Monaten einen internationalen Haftbefehl angestrengt. Weder Volkswagen noch Audi äußerten sich zu dem Bericht.
Vor gut zwei Jahren war der VW-Manager Oliver Schmidt auf dem Weg in den Urlaub von US-Fahndern am Flughafen von Miami verhaftet worden. Er sitzt wegen Verschwörung zum Betrug eine siebenjährige Haftstrafe in den USA ab. Seine Festnahme gilt für andere Manager, die von US-Behörden wegen "Dieselgate" gesucht werden, als Mahnung, nicht ins Ausland zu reisen. Zum Kreis der Gesuchten gehört auch der frühere Volkswagen-Chef Martin Winterkorn.
Dem nun festgenommenen Ex-Audi-Manager wurden der Zeitung zufolge offenbar die verschärften Kontrollen in der Coronakrise zum Verhängnis. Wie andere EU-Länder auch speichert Kroatien die Daten von einreisenden Personen. Nähere Details zum Aufenthalt des Managers und zu seiner Verhaftung seien nicht bekannt, berichtete die Zeitung.
Die US-Justiz hatte bereits Anfang vergangenen Jahres vier Audi-Manager angeklagt, darunter auch den jetzt in Kroatien festgenommenen. Alle vier arbeiteten in der Motorenentwicklung der Ingolstädter VW-Tochter. Audi soll eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Manipulationssoftware gespielt haben, die in Autos mehrerer Marken des Wolfsburger Konzerns eingebaut wurde.
Volkswagen hatte 2015 auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Abgaswerte durch eine spezielle Software manipuliert zu haben. Diese sorgt dafür, dass Diesel-Autos die Stickoxidgrenzwerte auf dem Prüfstand einhalten, auf der Straße aber ein Vielfaches mehr der giftigen Abgase ausstoßen. Weltweit sind bis zu elf Millionen Fahrzeuge davon betroffen. Die Wiedergutmachung des Skandals hat den Konzern bislang mehr als 30 Milliarden Euro gekostet - vor allem Strafen und Schadenersatzzahlungen in Nordamerika.