München/Berlin (Reuters) - In den Streit über das staatliche Rettungspaket für die Lufthansa kommt Bewegung.
Der neue Lufthansa-Großaktionär Heinz Herrmann Thiele macht ein millionenschweres Aktienpaket an seinem Konzern Knorr-Bremse zu Geld und sucht einem Zeitungsbericht zufolge das Gespräch mit der Bundesregierung. Es werde nach einem Termin gesucht, an dem Thiele mit Finanzminister Olaf Scholz zusammentreffen könne, berichtete das "Handelsblatt" am Donnerstag unter Berufung auf informierte Kreise. Das Treffen solle möglichst noch diese Woche stattfinden.
Die staatliche Rettung der Lufthansa vor einer Pleite durch die Coronakrise könnte doch noch scheitern. Gut eine Woche vor der entscheidenden Hauptversammlung hatte Thiele erklärt, er lehne den vorgesehenen Einstieg des Staates bei der Airline ab. Die Lufthansa warnte, bei einem Nein von ihm zur dafür notwendigen Kapitalerhöhung könnte das Finanzpaket auf dem Aktionärstreffen durchfallen. Scholz hat ein Gespräch über eine Änderung des mühsam ausgehandelten neun Milliarden Euro teuren Plans bisher abgelehnt. Thiele ist in der Coronakrise bei der Lufthansa eingestiegen und hält gut 15 Prozent der Aktien.
Nun versilberte Thiele überraschend einen großen Teil seiner Mehrheit am Bahn- und Nutzfahrzeugzulieferer Knorr-Bremse. Thiele verkaufte rund acht Millionen Knorr-Bremse-Aktien, um den Erlös für andere Privatinvestments zu verwenden, wie eine der Konsortialbanken mitteilte. Der Unternehmer werde aber eine signifikante Mehrheit an Knorr-Bremse behalten. Thiele und Knorr-Bremse lehnten Stellungnahmen ab.
Das Paket von acht Millionen Aktien entspricht einem Anteil von fast 17 Prozent an Knorr-Bremse. Die Knorr-Bremse-Aktien wurden zu einem Preis von 91,00 Euro je Stück platziert, nachdem sie am Donnerstag mit 95,31 Euro aus dem Handel gegangen waren. Damit erlöste Thiele 728 Millionen Euro.
Thiele hielt über seine Beteiligungsgesellschaft KB Holding zuletzt gut 70 Prozent an dem Münchner Bremsenkonzern.