- von Peter Maushagen
Frankfurt (Reuters) - Der Lufthansa steht der nächste Streik ins Haus: Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo lehnt die jüngste Offerte des Konzerns in dem Tarifstreit um die Alterversorgung ab und will ab Freitag die Arbeit niederlegen.
"Bei dem unveränderten Angebot der Lufthansa ist ein Streik nicht mehr abzuwenden", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Tarifexperten der Gewerkschaft hätten die am Vortag vorgelegte Offerte unter die Lupe genommen. "Da steht nichts Neues drin." Baublies hatte bereits zuvor betonte, dass es sich bei dem Tarifangebot um alten Wein in neuen Schläuchen handle. Die Lufthansa will nach Aussagen eines Sprechers alles daran setzen, um den Streik noch abzuwenden. Die Lufthansa-Aktien verloren am Morgen knapp ein Prozent.
Die Gewerkschaft hatte der Lufthansa eine Frist bis Donnerstag, 17.00 Uhr gesetzt. Sollte bis dahin kein verbessertes Angebot für die Alters- und Übergangsversorgung der 19.000 Stewardessen und Stewards der Lufthansa vorliegen, werde ab Freitag für eine Woche gestreikt. Wann und wo die Lufthansa-Flugzeuge am Boden bleiben, will die Gewerkschaft erst kurz vorher verraten. Die Lufthansa-Töchter Germanwings, Eurowings, Swiss und Austrian Airlines wären von dem Ausstand nicht betroffen. Der jüngste Streik war im September, als die Lufthansa-Piloten die Arbeit niederlegten.
LAST-MINUTE-GESPRÄCH
Die Lufthansa versuchte, den drohenden Streik mit einer Runderneuerung des bisherigen Tarifangebots abzuwenden. Auf Basis dieses Vorschlags ist Ufo zu einem Gespräch am Nachmittag eingeladen. Ob die Gewerkschaft daran teilnehme, sei derzeit nicht klar, sagte Baublies. "Es ist nicht davon auszugehen, dass die Lufthansa zu dem Gespräch etwas Neues mitbringt." Falls Ufo den Termin wahrnehme, werde sich die Gewerkschaft danach nicht äußern.
Die Tarifverhandlungen zwischen Ufo und der Lufthansa ziehen sich seit zwei Jahren hin. Die Arbeitnehmerorganisation kämpft in erster Linie gegen geplante Einschnitte bei der Rente und der sogenannten Übergangsversorgung. Diese betriebsinterne Frührente wird gezahlt, damit Stewards und Stewardessen wegen der körperlichen Belastungen in dem Job schon vor dem offiziellen Rentenbeginn mit 65 Jahren in Ruhestand gehen können. Im Schnitt scheiden die Flugbegleiter derzeit mit 56 Jahren aus.
Nach Aussagen der Lufthansa ist die bisherige Finanzierung der Frührente wegen der niedrigen Zinsen und der im Branchenvergleich hohen Kosten der Lufthansa nicht mehr machbar. In seinem jüngsten Kompromissvorschlag bot der Konzern unter anderem für neu eingestellte Flugbegleiter unter bestimmten Voraussetzungen Verbesserungen an. Grundlegend neu sei die Offerte allerdings nicht, hatte die Lufthansa eingeräumt.
Im Hintergrund köchelt bei dem Tarifclinch noch ein zweiter Konflikt um den Ausbau der früheren Lufthansa-Regionalflugline Eurowings zur Billig-Airline. Dagegen ging auch die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit auf die Barrikaden und bestreikte die Lufthansa seit Frühjahr 2014 insgesamt 13 mal. Auch mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ringt der Konzern derzeit um einen Tarifabschluss für 33.000 Angestellte. Den Streik der Piloten hatte im Sommer das Landesarbeitsgericht Hessen überraschend gestoppt.