Hamburg (Reuters) - Bei ihren Ermittlungen in der VW-Abhöraffäre geht die Staatsanwaltschaft Braunschweig im Fall einer vergangenen Woche in einem ausgebrannten Wagen gefundenen Leiche von einem Selbstmord aus.
Es lägen Anhaltspunkte dafür vor, dass es sich um einen Suizid handele, teilte die Ermittlungsbehörde am Freitag mit. Die Ermittlungen dahingehend seien aber noch nicht abgeschlossen. Angaben zur Identität des Toten machte die Staatsanwaltschaft nicht. Sie erklärte lediglich: "Die DNA-Analyse hat bestätigt, dass es sich bei dem Verstorbenen um den Halter des Kfz handelt."
VW zeigte sich bestürzt und tief betroffen von der Nachricht. "Über die Hintergründe der Geschehnisse gibt es nach unserer Kenntnis bislang keine gesicherten Informationen", erklärte das Unternehmen weiter. Volkswagen sei überzeugt, dass die ermittelnden Behörden die Umstände, die zu dem tragischen Vorfall geführt hätten, umfassend untersuchen würden. "Spekulationen sind absolut unangebracht. Sofern möglich, werden wir selbstverständlich zur Aufklärung der Hintergründe beitragen", hieß es.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte im August erklärt, bei ihren Ermittlungen Hinweisen über einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Leichenfund und der VW-Abhöraffäre nachzugehen. Lokale Medien hatten berichtet, bei dem Toten handele es sich um einen VW-Mitarbeiter, der im Verdacht steht, vertrauliche Besprechungen bei VW mitgeschnitten zu haben. Bei den Besprechungen soll es um die Strategie gegangen sein, mit der sich Volkswagen von seinem ungeliebten Lieferanten Prevent trennen wollte.
Der Tote war Anfang vergangene Woche in einem ausgebrannten Wagen im Landkreis Helmstedt gefunden worden. Im Zusammenhang mit dem Todesfall wird nach Angaben der Strafverfolger auch ein Brandanschlag auf ein Wohnhaus im Mai untersucht. Die Ermittler versuchen herauszufinden, ob und welche Verbindungen es mit der Abhöraffäre gibt, hüllt sich aber auch dazu in Schweigen. "Darüber hinaus machen wir aktuell keine weiteren Angaben, auch zu dem Brandverfahren des Hauses und dem 'Abhörverfahren' nicht", erklärte die Staatsanwaltschaft.
Prevent und Volkswagen liegen seit Jahren vor Gerichten im Clinsh. Seinen Ausgang nahm der Streit 2016, als die zu Prevent gehörenden Töchter ES Guss und Car Trim die Lieferung von Sitzteilen und Getriebegehäusen einstellten, um höhere Preise durchzusetzen. Wegen fehlender Teile musste VW die Produktion damals in sechs deutschen Werken vorübergehend ruhen lassen.