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"RWE-Bagger 275" noch ohne neue Heimat - 45 Gebote für Braunkohle-Koloss

30.09.2020
um 14:32 Uhr

Düsseldorf (Reuters) - Zum Spielen ist "Bagger 275" nicht geeignet. Gewicht: 3500 Tonnen. Bauhöhe: 38 Meter. Maximal gestreckte Länge: 150 Meter - so lauten die Daten des Braunkohle-Schaufelradbaggers, den der Energiekonzerns RWE seit Juli in einer Internetauktion zum Kauf anbietet - für Selbstabholer.

Am Mittwochmittag endete die ungewöhnliche Auktion. Ein neues Zuhause hat der 1959 von Krupp gebaute Koloss aber noch nicht gefunden.

Es habe Anfragen aus 22 Ländern gegeben - sowohl aus den Branchen Bergbau und Logistik wie aus der Metallverwertung, sagte ein RWE-Sprecher. 45 Gebote lägen auf dem Tisch, die nun überprüft würden - zum Beispiel ob der Bieter den Koloss auch demontieren und abtransportieren kann. "Sollte keines der uns vorgestellten Konzepte den Kriterien entsprechen, wird die Direktvermarktung über unseren Partner fortgeführt."

RWE hatte das Ungetüm über das Hamburger Auktionshaus Wilhelm Dechozum Kauf angeboten. Die Auktion lief über die Versteigerungs-Plattform Troostwijk, über die weltweit diverse Anlagen, Kräne, Mähdrescher, Traktoren, Getreidesilos und vieles mehr angeboten werden. "Im Zuge der Außerbetriebnahme des Baggers 275 starten wir eine Ausschreibung dieser seltenen Maschine", wurde der Koloss angepriesen. "Er zählt zu den größten Landfahrzeugen der Welt und war als Kohle- und Abraumbagger im Tagebau im Einsatz."

Eine Vermarktung gebrauchter Industriemaschinen – vom Transformator über die Verpackungsmaschine bis zur kompletten Walzstraße - könne Jahre dauern, erklärt RWE. Der Bagger 275 ist dem Unternehmen zufolge der kleinste von rund 20 Schaufelradbaggern, die RWE in drei Tagebauen im Einsatz hat. Die ganz großen Bagger können viermal soviel fördern und sind über 100 Meter hoch. Diese Anlagen könnten kaum in die Fördertechnik eines anderen Bergbaubetriebs eingegliedert werden. "Aber wo immer es für sinnvoll erachtet wird, steht es den mit RWE Power zusammenarbeitenden Vermarktern frei, geeignete Vertriebswege, wie etwa Auktionen, zu nutzen."

Die Versteigerung steht für den geplanten Ausstieg Deutschlands aus der Kohleverstromung. Spätesten 2038 soll Schluss damit sein, wenn möglich ein paar Jahre früher. RWE beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter im Tagebau und den umliegenden Kraftwerken. Für Umweltschützer ist der Konzern auch wegen des Streits um den Tagebau Garzweiler und um die Bäume des Hambacher Forsts seit Jahren eine Zielscheibe. Immer wieder haben Kohlegegner Tagebaue gestürmt und die Bagger besetzt. Auch unter dem Druck der Politik und von Investoren wandelt sich der einstige Kohle-Dino derzeit zu einem der größten Ökostromerzeuger Europas.

RWE AG

WKN 703712 ISIN DE0007037129