Reuters

Atlantia verhandelt wieder über Autostrade-Verstaatlichung

14.10.2020
um 17:27 Uhr

Mailand (Reuters) - Im Streit um die Zukunft des italienischen Autobahnbetreibers Autostrade gibt es wieder Bemühungen über eine gütliche Einigung.

Der Eigentümer Atlantia räumt der Staatsbank CDP vier Tage Zeit für exklusive Verhandlungen über einen Verkauf seiner Autostrade-Beteiligung ein. Drei Insidern zufolge könnte sich die CDP dabei mit den Finanzinvestoren Blackstone und Macquarie zusammentun. Auch der Infrastruktur-Fonds F2i könnte eine Rolle spielen. Der Zeitung "Il Messaggero" zufolge könnte das Konsortium acht bis zehn Milliarden Euro bieten.

Auslöser des Streits war der Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua, bei dem vor zwei Jahren 43 Menschen starben. Nach langem Tauziehen um die Verantwortung dafür hatte die Regierung beschlossen, dass sich Atlantia aus dem Unternehmen zurückziehen muss. Sonst würde Autostrade die Lizenz für rund 3000 Kilometer Autobahnen und andere Mautstraßen entzogen. Die von der Familie Benetton beherrschte Holding soll an der Instandhaltung des Mautstraßennetzes gespart haben. Gespräche zwischen Atlantia und der CDP über einen Einstieg waren wegen Fragen der konkreten Umsetzung aber ins Stocken geraten.

Die Nachricht trieb die Aktien von Atlantia am Mittwoch um fast acht Prozent auf 14,30 Euro nach oben. Atlantia hat milliardenschweren Verbindlichkeiten und ist auf die Einnahmen aus der Maut angewiesen.

Als Lösung ist Insidern zufolge nun eine Klausel zur Preisanpassung im Gespräch. Demnach würde sich der Kaufpreis nachträglich reduzieren, wenn auf den neuen Mehrheitseigentümer Klagen wegen des Brückeneinsturzes zukämen. Am 19. Oktober, also einen Tag nach Ablauf der Vier-Tages-Frist, tritt der Atlantia-Verwaltungsrat zusammen. Atlantia hält 88 Prozent an Autostrade, der Rest liegt bei Investoren um die Allianz und die chinesische Silk Road.

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