New York/Frankfurt (Reuters) - Bayer kommt nach Einschätzung von Mediator Ken Feinberg bei Abschluss seines Glyphosat-Vergleichs in den USA gut voran.
Der Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzern habe "beträchtliche Fortschritte" in diese Richtung erzielt, sagte Feinberg am Montag bei einer Zoom-Anhörung in einem Gericht in San Francisco. Dort sind noch fast 2000 ungelöste Fälle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup, der seit der Übernahme von Monsanto zur Bayer-Produktpalette gehört, anhängig. Man sei zwar noch nicht am Ziel. Es sei jedoch nur noch eine Frage der Zeit, sagte Feinberg.
Der zuständige Richter des Gerichts in San Francisco, Vince Chhabria, hatte das Verfahren dort unterbrochen und Bayer eine Frist bis zum 2. November eingeräumt, um einen Vergleich zu erzielen. Noch haben nach Angaben von Bayer aber 1861 der 3787 Kläger keinem Vergleich zugestimmt. Chhabria verlängerte die Frist am Montag nicht, was dazu führen könnte, dass nun weitere Gerichtsverfahren beginnen. "Ich bin nicht daran interessiert, einen so verlängerten Zeitplan für die Entscheidung dieser Fälle zu haben", sagte Chhabria.
Ein Konzern-Sprecher verwies am Dienstag darauf, dass Bayer bereits Einigungen für 88.500 der insgesamt 125.000 eingereichten und drohenden Klagen erzielt habe. Bislang seien noch keine Verhandlungstermine festgelegt worden. Wegen des laufenden Vergleichsprozesses und der Corona-Pandemie gehe Bayer nicht davon aus, dass Gerichtsverfahren stattfinden werden, bevor die Gerichte nicht in der Lage seien, monatelange persönliche Verfahren zu bewältigen.
Bayer hatte sich Ende Juni im Rechtsstreit um Glyphosat mit einem Großteil der Kläger geeinigt und war damals davon ausgegangen, dass für den Vergleich und mögliche künftige Fälle bis zu 10,9 Milliarden Dollar fällig werden. Vorstandschef Werner Baumann musste aber kürzlich einräumen, dass ein wichtiger Teil des Vergleichspakets, der den Umgang mit möglichen künftigen Klagen betrifft, etwa zwei Milliarden Dollar kosten wird und damit mehr als die ursprünglich erwarteten 1,25 Milliarden. Dieser Teil stand auf der Kippe, nachdem Chhabria daran Zweifel geäußert hatte.
Der Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen ist ein entscheidender Bestandteil des Vergleichs. Die Leverkusener müssen eine Lösung finden, das Risiko künftiger Klagen zu mindern, ohne Roundup dafür vom Markt zu nehmen.