Reuters

Flugbegleiter wollen sich am Freitag zu Streiktaktik äußern

12.11.2015
um 15:36 Uhr

Berlin/Düsseldorf (Reuters) - Auch am sechsten Streiktag der Lufthansa-Flugbegleiter zeichnet sich keine Einigung ab.

Die Gewerkschaft Ufo will sich erst am Freitag zu ihren künftigen Plänen äußern. "Wir erwarten, dass sich der Vorstand morgen erklärt. Davon machen wir abhängig, wie es weiter geht", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies am Donnerstag zu Reuters in Düsseldorf. Deutschlands größte Airline strich am Donnerstag gut 930 Flüge. Betroffen sind an den Flughäfen Frankfurt, München und Düsseldorf etwa 107.000 Passagiere. Die Lufthansa hatte zuletzt vergeblich versucht, den längsten Ausstand ihrer Geschichte vor Gericht zu stoppen.[ID:nL8N1364E4] Am Donnerstagnachmittag verhandelt das Landesarbeitsgericht Düsseldorf über eine Berufung der Airline.

In dem seit zwei Jahren schwelenden Tarifkonflikt geht es neben vielen anderen Punkten um die Altersversorgung für die 19.000 Kabinenangestellten. Personal-Vorstand Bettina Volkens bekräftigte, dass die Lufthansa wegen des harten Wettbewerbs nur mit Einsparungen bestehen könne. "Wenn wir es nicht schaffen, die Kosten zu senken, müssen wir weiter schrumpfen", sagte sie im ZDF. Dies wolle das Unternehmen aber nicht. Die Managerin wich der Frage aus, ob der Konzern den Stewardessen und Stewards in dieser Woche noch ein weiteres Angebot vorlegen werde.

Die Gewerkschaft, die noch bis einschließlich Freitag die Arbeit niederlegen will, zeigte sich entschlossen. "Wenn es keine Bewegung vom Vorstand gibt, dann müssen wir vielleicht sagen, dass es noch einen Streik geben wird", sagte Baublies. "Solange es kein Signal vom Vorstand gibt, dass sie anders mit den Mitarbeitern umgehen, hilft eine formelle Schlichtung nicht." Für Freitagmittag kündigte Baublies vor der Lufthansa-Zentrale eine Demonstration gegen die "Führungskultur" beim Umbau des Unternehmens an und lud alle Konzernbeschäftigten ein.

Einen Ausstand im Advent schloss Baublies gegenüber der "Bild"-Zeitung nicht aus. Er betonte aber, man habe auch beim aktuellen Streik Ferien und den Sonntag aus Rücksicht auf den Privatreiseverkehr ausgenommen. "Solche Gedanken würden wir uns natürlich auch bei kommenden Streiks machen", sagte Baublies.

LUFTHANSA-CHEF FLIEGT WEGEN DES STREIKS MIT DER KONKURRENZ

Der finanzielle Schaden des aktuellen Streiks liegt nach Worten von Lufthansa-Managerin Volkens in "einem deutlichen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich". Mit dem Ausstand schädigten die Flugbegleiter den gesamten Konzern. "Die Einzigen, die sich darüber freuen, sind unsere Wettbewerber", sagte Volkens der "Bild"-Zeitung. Dies bekam zuletzt auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr zu spüren. Auf dem Weg von Berlin nach München musste er streikbedingt mit Air Berlin fliegen - in Reihe 20, wie die Lufthansa bestätigte.

Der Konflikt beschäftigt auch die Justiz. Das Arbeitsgericht Düsseldorf hatte den Streik in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt untersagt - aber nur für Dienstag. Den Ausstand für Mittwoch bis Freitag hatten die Richter dagegen für zulässig erklärt. Dagegen ging die Lufthansa in Berufung. Ufo wiederum hat Widerspruch gegen die Untersagung des Streiks am Dienstag eingelegt. Darüber wird laut Gericht am Freitag verhandelt.

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125