Reuters

Lufthansa scheitert mit Verbot von Flugbegleiter-Streik

12.11.2015
um 18:16 Uhr

- von Matthias Inverardi und Klaus Lauer und Victoria Bryan

Berlin/Düsseldorf (Reuters) - Nach einer weiteren Misserfolg vor Gericht steuert die Lufthansa auf den siebten Streiktag der Flugbegleiter zu.

In den längsten Arbeitskampf der Konzerngeschichte könnte allerdings Bewegung kommen: Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo kündigte an, der Lufthansa am Freitag einen neuen Vorschlag zu machen. Details dazu wollte Ufo-Chef Nicoley Baublies am Donnerstag jedoch nicht verraten. Wegen des Ausstands streicht die Fluglinie am Freitag 941 Flüge, sie hat damit seit Beginn der Streiks Ende vergangener Woche rund 4700 Verbindungen annulliert. Betroffen waren gut eine halbe Million Passagiere. In dem seit zwei Jahren schwelenden Tarifkonflikt geht es neben anderen Punkten um die Altersversorgung für die 19.000 Kabinenangestellten.

Die Lufthansa zog am Donnerstagabend ihren Antrag auf den Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Streik am Flughafen Düsseldorf zurück. Zuvor hatte das Landesarbeitsgericht Düsseldorf in einer Verhandlung mehrfach angedeutet, dass es gegen die Lufthansa urteilen wolle. "Wir würden zu ihrem Vorteil entscheiden", sagte Richter Peter Nübold vor der Ankündigung des Lufthansa-Anwalts zu den Vertretern der Gewerkschaft Ufo.

Für Freitagmittag rief Ufo vor der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt zu einer Demonstration gegen die "Führungskultur" beim Umbau des Unternehmens auf und lud alle Konzernbeschäftigten ein. Auch Verdi und die Piloten-Gewerkschaft hätten ihre Mitglieder zur Teilnahme aufgefordert, sagte Baublies, der sich dort auch zum weiteren Vorgehen der Gewerkschaft äußern will. "Wir erwarten, dass sich der Vorstand morgen erklärt. Davon machen wir abhängig, wie es weiter geht", sagte der Ufo-Chef zu Reuters. "Wenn es keine Bewegung vom Vorstand gibt, dann müssen wir vielleicht sagen, dass es noch einen Streik geben wird."

Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens bekräftigte, dass das Unternehmen wegen des harten Wettbewerbs sparen müsse. "Wenn wir es nicht schaffen, die Kosten zu senken, müssen wir weiter schrumpfen", sagte sie im ZDF. Dies wolle das Unternehmen aber nicht. Die Managerin wich der Frage aus, ob der Konzern den Stewardessen und Stewards in dieser Woche noch ein weiteres Angebot vorlegen werde.

LUFTHANSA-CHEF FLIEGT WEGEN DES STREIKS MIT DER KONKURRENZ

Deutschlands größte Airline kehrt nach eigenen Angaben mit dem Beginn des Wochenendes weitgehend zum Normalbetrieb zurück. "Alle planmäßigen Langstreckenverbindungen werden am Samstag starten können." Auf der Kurz- und Mittelstrecke könnten noch vereinzelt Flüge wegfallen. Der finanzielle Schaden des aktuellen Streiks liegt nach Worten von Lufthansa-Managerin Volkens in "einem deutlichen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich". Mit dem Ausstand schädigten die Flugbegleiter den gesamten Konzern. "Die Einzigen, die sich darüber freuen, sind unsere Wettbewerber", sagte Volkens der "Bild"-Zeitung. Dies bekam auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr zu spüren. Auf dem Weg von Berlin nach München musste er streikbedingt mit Air Berlin fliegen - in Reihe 20, wie Lufthansa bestätigte.

Deutsche Lufthansa AG

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