- von Karolin Schaps und Tilman Blasshofer
Frankfurt (Reuters) - Am siebten Streiktag scheint der Tarifkonflikt zwischen der Lufthansa und ihren Flugbegleitern völlig festgefahren.
Die Gewerkschaft Ufo droht direkt nach dem siebentägigen Ausstand mit einem neuen Arbeitskampf: "Wenn sich nichts ändert - und zwar schnell - sind jederzeit Streiks wieder möglich", sagte der Chef der Gewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, am Freitag auf einer Kundgebung in Frankfurt. In dem seit zwei Jahren schwelenden Tarifkonflikt geht es neben anderen Punkten um die Altersversorgung für die 19.000 Kabinenangestellten. Der einwöchige Rekordstreik der Stewardessen und Stewards endet am Freitagabend, die Lufthansa musste rund 4700 Flügen streichen. Betroffen waren mehr als eine halbe Million Passagiere.
Die Lufthansa sieht ihre Geschäftsziele für dieses Jahr durch den Arbeitskampf der Flugbegleiter allerdings nicht in Gefahr. "Das Ergebnis 2015 wird vermutlich von diesem November-Streik nicht so maßgeblich beeinflusst, dass wir unsere Guidance runternehmen müssen.", sagte Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne in Frankfurt. Sie rechne damit, dass die Treibstoffkosten rund 800 Millionen Euro unter dem Vorjahr liegen dürften. Bisher erwartet die Kranichlinie einen bereinigten Gewinn (Ebit) zwischen 1,75 und 1,95 Milliarden Euro.
SPOHR FÜHRT KONZERN "GANZ KLAR GEGEN SEINE MITARBEITER"
Die Lufthansa sucht ihr Heil im Sparen, um im härter werdenden Wettbewerb gegen Billig-Anbieter wie EasyJet und Ryanair sowie Langstrecken-Konkurrenten aus der Golf-Region zu bestehen. Konzernchef Carsten Spohr will mit dem Ausbau des Lufthansa-Billigflugangebots unter der Marke Eurowings die Kosten um bis zu 40 Prozent drücken. Zudem will Spohr bei der Frührentenregelung oder Altersvorsorge mehrerer Berufsgruppen sparen und hat damit Piloten, Flugbegleiter und das Bodenpersonal gegen sich aufgebracht.
Die Pilotengewerkschaft VC, die ebenfalls mit dem Management im Tarifclinch liegt, zeigte sich solidarisch. "Mit diesem Management kommt man offensichtlich nicht zu einer Vereinbarung", sagte VC-Chef Ilja Schulz. Es sei deutlich, dass Spohr die Lufthansa "nicht mehr mit, sondern ganz klar gegen seine Mitarbeiter führt". Ufo-Chef Baublies hält künftig ein gemeinsames Vorgehen für möglich. "Ich kann mir gut vorstellen, dass es in Zukunft gemeinsame Streiks geben muss."
Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens, die zusammen mit Finanzchefin Menne auf der Kundgebung ausgebuht wurde, rief zu gemeinsam Lösungen auf, um "eine starke Lufthansa" zu formen.