Frankfurt (Reuters) - Der deutsche Auftragsfertiger IDT Biologika soll den britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca bei der Herstellung seines Covid-19-Impstoffs unterstützen.
Geplant ist eine gemeinsame Investition zum Aufbau zusätzlicher großer Wirkstoffkapazitäten am Hauptsitz von IDT in Dessau, wie die beiden Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Details der Zusammenarbeit sollen in den kommenden Wochen festgelegt werden, nachdem bereits am Freitag eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet worden war. Ab Ende 2022 könnte der AstraZeneca-Impfstoff durch die Partnerschaft in großem Stil in Dessau hergestellt werden.
Die Zusammenarbeit wurde auch mit Hilfe des Bundesgesundheitsministeriums und der Europäischen Kommission eingefädelt. Es ist aber bislang keine staatliche finanzielle Unterstützung in das Projekt geflossen, wie IDT-Chef Jürgen Betzing der Nachrichtenagentur Reuters sagte. IDT will einen dreistelligen Millionenbetrag für die Kapazitätserweiterung in die Hand nehmen. In welchem Umfang sich AstraZeneca an den Kosten beteiligt, wird noch verhandelt. IDT arbeitete mit dem Pharmakonzern schon zusammen und füllte vorübergehend erste Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs für den Marktstart ab.
"Deutschland wird in dieser Pandemie immer mehr zu einem wichtigen Impfstoff-Hub. Die Zusammenarbeit von AstraZeneca und IDT ist dazu ein weiterer wichtiger Baustein", erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Der Impfstoff von AstraZeneca ist der dritte in der EU zugelassene nach den Mitteln von BioNTech/Pfizer und Moderna.
BALD AUCH SPUTNIK V AUS DESSAU?
Der Kapazitätsausbau in Dessau sieht unter anderem die Installation von bis zu fünf 2000-Liter-Bioreaktoren vor, in denen mittelfristig monatlich mehrere zehn Millionen Dosen des Covid-19-Impfstoffs von AstraZeneca oder anderer Vakzine mit ähnlichen Herstellungsverfahren produziert werden könnten. Nach Einschätzung von IDT entstehen dadurch die größten Kapazitäten dieser Art in Europa. Die neuen Anlagen sollen voraussichtlich Ende 2022 die Produktion voll aufnehmen, ab dem zweiten Quartal dieses Jahres könnte womöglich mit der Abfüllung von ersten Dosen auf bestehenden Anlagen begonnen werden.
Betzing zufolge reichen die Kapazitäten aus, um in Dessau auch ähnliche Impfstoffe wie die von AstraZeneca herzustellen. Ob dort aber auch der russische Impfstoff "Sputnik V" produziert werden soll, wie es zuletzt in Medienberichten hieß, wollte er nicht sagen. Das Land Sachsen-Anhalt hatte sich dafür offen gezeigt: "Wenn IDT Biologika den russischen Impfstoff produzieren will und dieser in der EU zugelassen würde, würden wir als Landesregierung natürlich alles tun, um dem Unternehmen zu helfen", hatte ein Regierungssprecher gesagt.
Bei seinem eigenen Covid-19-Impfstoff musste IDT zuletzt einen Rückschlag hinnehmen. Das Vakzin, das zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) entwickelt wird, war in einer ersten klinischen Prüfung nicht wirksam genug. Das Projekt soll aber weiter vorangetrieben werden, wie Betzing betonte. "Wir denken, dass wir wissen, wo der Schwachpunkt liegt." Eine neue klinische Studie soll nun starten, das Projekt verzögert sich damit aber.
Das Unternehmen gehört mit seinem Vakzin neben den mRNA-Impfstoffherstellern Biontech und Curevac zu den Projekten, die vom Bund im Herbst für ein rund 750 Millionen Euro schweres Sonderprogramm zur Beschleunigung der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs in Deutschland ausgewählt wurden. IDT sollte aus dem Programm rund 114 Millionen Euro erhalten.