- von Alexandra Schwarz-Goerlich
Wien (Reuters) - Der weltgrößte Ziegelhersteller Wienerberger ist trotz eines witterungsbedingt späteren Starts in die Bausaison in die Gewinnzone zurückkehrt.
Vorstandschef Heimo Scheuch erwartet eine steigende Nachfrage durch Neubauten, vor allem auch von Häusern auf dem Land. Denn ein Effekt der Pandemie sei, dass im ländlichen Bereich viel mehr investiert werde - "in Gebieten, wo Grund und Boden günstiger sind und sich die Menschen ihren Traum von Eigenheim mit Garten erfüllen", sagte er am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Österreicher sind weltweit der größte Ziegelproduzent für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie europäischer Marktführer bei Tondachziegeln. Neben Ziegeln für Wand, Fassade und Dach stellt das Unternehmen heute auch Rohrsysteme aus Kunststoff und Keramik her sowie Flächenbefestigungen aus Beton und Ton.
Im ersten Quartal, in der Braubranche wegen der Witterung traditionell schwächer, erzielte Wienerberger unter dem Strich einen Gewinn von 27,3 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal war zum Beginn der Pandemie wegen der Stilllegung von Werken ein Verlust von 106,3 Millionen Euro angefallen. Operativ kam der Konzern mit einem Gewinn (Ebitda) von 107 Millionen Euro allerdings nicht vom Fleck. Die Erlöse legten hingegen leicht auf 797 (793) Millionen Euro zu. Die Börsianer hatten jedoch mehr erwartet: Die Wienerberger-Aktien verloren in der Spitze mehr als fünf Prozent.
"Wir waren es gewohnt, in den letzen Jahren milde Winter zu haben, doch in diesem Jahr gab es relativ viel Schnee und Kälte, sowohl in Nordamerika als auch in Europa", erläuterte Scheuch den Einfluss des Wetters auf das Geschäft. Der langsamere Start im Januar und Februar sei mit einem starken März und April wieder kompensiert worden. "Es läuft derzeit sehr gut". Die Märkte in Westeuropa zeigten eine solide Entwicklung und in Großbritannien liefen die Geschäfte im Wohnungsbau nach dem Brexit gut. Auch in Osteuropa kämen die Märkte wieder in Schwung. Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich der Manager zuversichtlich, wenngleich er die Unsicherheiten rund um Covid-19 nicht außer Acht lasse. "Ich habe gelernt, über die Jahre vorsichtiger zu sein, bei all dem politischen Unfug der betrieben wird. Gerade in Europa kann es immer wieder zu Auswirkungen auf unser Geschäft kommen, das müssen wir einkalkulieren", sagte Scheuch.
Am Ausblick hält er fest, trotz Kostensteigerungen. Die Preiserhöhung bei Plastikgranulaten werde das Ergebnis im zweiten und dritten Quartal mit maximal 20 Millionen Euro belasten, wiederholte der Konzern frühere Aussagen. In der Prognose sei das berücksichtigt, hieß es. "Wir können das ganz gut managen mit Preiserhöhungen, die wir an die Kunden weitergeben, aber wir werden sehr starke Verteuerungen in den nächsten Jahren sehen", sagte Scheuch. Als Beispiele nannte er die Energiepreise. "Aber auch Stahl verteuert sich gerade massiv, ebenso wie Dämmstoffe, Putz und Mörtel". Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll im laufenden Jahr um sieben bis elf Prozent auf eine Bandbreite von 600 bis 620 Millionen Euro steigen. 2019 wurde ein bereinigter operativer Gewinn von 610 Millionen Euro erzielt.