Frankfurt (Reuters) - Der Zuckerproduzent Südzucker will auf Trends in der Ernährung mit einem Ausbau des Angebots an proteinhaltigen Produkten reagieren.
Der Bedarf an pflanzlichem Eiweiß steige mit dem Wachstum der Weltbevölkerung und einer Abkehr der Verbraucher vom Fleischkonsum aus Gründen von Klimaschutz und Tierwohl, erklärte Südzucker-Chef Niels Pörksen am Donnerstag. Südzucker wolle deshalb das Proteingeschäft ausbauen mit Produkten aus Leguminosen wie der Ackerbohne, aus Pilzen oder Ölsaaten. Für Europas größten Zuckerhersteller, der mehrheitlich Landwirten gehört, bleibt die Zuckerrübe aber das wichtigste Agrarprodukt. "Zucker ist unsere Zukunft", sagte Pörksen: "Wir werden hier unsere Märkte weiterentwickeln und unsere Stellung in Europa behaupten."
Für quantitative Ziele zur Wachstumsstrategie sei es noch zu früh, ergänzte der im März 2020 angetretene Nachfolger des langjährigen Vorstandschefs Wolfgang Heer. Auch zu neuen Produkten für die Chemieindustrie, ein weiteres künftiges Wachstumsfeld, hielt sich Pörksen bedeckt. Dabei geht es um biobasierte Chemikalien aus erneuerbarem Kohlenstoff, die aus Rüben, Zichorien, Mais, Reis oder Kartoffeln gewonnen werden. Südzucker wolle künftig ein "führender Partner pflanzenbasierter Lösungen für eine lebenswerte, gesunde und nachhaltige Welt" sein, umschrieb Pörksen die neue Strategie.
Die Corona-Pandemie belastete das Geschäft des SDax-Konzerns im vergangenen Jahr, auch wenn im Lockdown die Nachfrage nach Fertiggerichten wie Tiefkühlpizza stieg. Sie brachten neben anderen Spezialitäten wie Nahrungsergänzungsmitteln und Stärkeprodukten den größten Gewinn ein. Das Kerngeschäft Zucker erholte sich nach zwei schwachen Jahren und schaffte einen kleinen Betriebsgewinn vor Abschreibungen. Die schwierige Übergangszeit nach der Liberalisierung des Zuckermarktes in der Europäischen Union, auf die Südzucker mit Fabrikschließungen und Personalabbau reagierte, sei vorüber, erklärte Pörksen.
Bei einem stagnierenden Umsatz von 6,7 Milliarden Euro fiel unter dem Strich im vergangenen Geschäftsjahr ein Verlust von 36 Millionen Euro an. Das Unternehmen zahlt dennoch eine Dividende von 20 Cent je Aktie. Für den seit März laufenden neuen Turnus strebt Südzucker einen Erlös von 7,0 bis 7,2 Milliarden Euro an, wozu vor allem die Erholung des Zuckerabsatzes beitragen soll. Das operative Ergebnis soll auf 300 bis 400 Millionen Euro klettern nach 236 Millionen Euro im Vorjahr.