- von Peter Maushagen
Frankfurt (Reuters) - Nach einem überraschenden Durchbruch in den Verhandlungen mit der Lufthansa blasen die Flugbegleiter den für Donnerstag und Freitag geplanten Streik ab.
In Gesprächen bis in die frühen Morgenstunden habe sich der Lufthansa-Vorstand in wichtigen Punkten auf das Kabinenpersonal zubewegt, teilte die Flugbegleitergewerkschaft Ufo am Mittwoch mit. "Das dickste Brett ist jetzt gebohrt", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies. Vor allem bei der umstrittenen Frührente der 19.000 Flugbegleiter habe der Konzern Kompromissbereitschaft erkennen lassen. Alles weitere soll in Spitzengesprächen in einer Woche zwischen Firmenspitze und den drei Gewerkschaften Ufo, Verdi und der Pilotenvereinigung Cockpit geklärt werden.
Erst danach könne gesagt werden, ob die Verhandlungen zielführend seien und weitere Streiks ausgeschlossen werden könnten, betonte Baublies. Danach wollen Ufo und die Lufthansa ihre zahlreichen Streitpunkte in einer Schlichtung lösen. Wer die Vermittlungsgespräche leitet, ist noch nicht klar. Die Lufthansa bestätigte die Streikabsage und den Fahrplan für Gespräche. "Wir sind sehr an Verhandlungen mit Ufo interessiert", sagte ein Konzernsprecher. Die Aussicht auf eine Ende des zähen Tarifkonflikts freute Anleger: Die Lufthansa-Aktien lagen zeitweise um 3,5 Prozent im Plus.
KEIN STREIK ZUM ADVENT
Neue Streiks in der reisestarken Adventszeit wären für die Lufthansa ein schwerer Schlag. Der Ruf des Unternehmens hat bereits unter den zahlreichen Arbeitsniederlegungen gelitten. Ufo bestreikte die Lufthansa erst vor zwei Wochen sieben Tage lang. Die Gewinneinbußen daraus dürften sich Experten zufolge auf weit über 100 Millionen Euro summieren. Davor legten die Piloten die Airline insgesamt 13 Mal lahm – zuletzt im September. Die Fluggesellschaft bezifferte die Folgekosten der Streiks in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres auf 130 Millionen Euro.
Insgesamt ringen die Lufthansa und Ufo seit zwei Jahren um neue Tarifverträge. Strittig sind dabei zahlreiche Themen, von der Altersversorgung des Kabinenpersonals über Sparprogramme bis zur Frage, wie die Lufthansa in ihrem Kernfluggeschäft wieder expandieren kann. Ufo fasst ihre Forderungen unter dem Namen "Agenda Kabine" zusammen. Zwischen den Ansprüchen beider Seiten soll nun in der Schlichtung ein Mittelweg gefunden werden. Vor einigen Monaten war ein erster Vermittlungssversuch zur Alters- und Übergangsversorgung gescheitert. Doch habe sich die Lufthansa in den jüngsten Verhandlungen gewandelt und die damalige Schlichterempfehlung nun als Basis für die neuen Gespräche akzeptiert, erläuterte Baublies. "Und das kommt uns sehr weit entgegen." Im Hintergrund tobt zwischen der Lufthansa und Ufo sowie der Piloten-Gewerkschaft Cockpit zudem ein Konflikt um die Expansion der Lufthansa-eigenen Billigfluglinie Eurowings. Hier wollen die Flugbegleiter soziale Mindeststandards verankern.