Reuters

Volkswagen-Chef setzt auf Kapitalmarkt für Batteriezell-Fabriken

07.09.2021
um 14:07 Uhr

- von Jan Schwartz

München (Reuters) - Volkswagen sieht gute Voraussetzungen zur Finanzierung der benötigten Batteriezellfabriken.

"Das Kapital dafür gibt es im Markt", sagte Konzernchef Herbert Diess im Gespräch mit Reuters und der "Süddeutschen Zeitung" am Rande der Automobilmesse IAA Mobility in München. "Das hat man bei Northvolt gesehen." Der schwedische Akku-Hersteller, der mit VW zusammenarbeitet, hatte sich für den Ausbau seiner Produktionskapazitäten in Europa in großem Stil Mittel bei Investoren beschafft. Die Renditen, die mit Batteriefertigung erzielt würden, seien hoch, sagte Diess. "Es ist ein Nachfragemarkt und es bleibt ein Nachfragemarkt auf absehbare Zeit."

Diess hatte unlängst die Möglichkeit eines Börsengangs für die Batteriezellaktivitäten ins Spiel gebracht. Neben Partnerschaften wäre dies eine der Möglichkeiten zur Finanzierung. Der Wolfsburger Konzern will bis 2030 allein in Europa sechs Akku-Fabriken hochziehen, um den Bedarf für die rasch steigende Zahl an Elektroautos zu decken. Bis dahin sollen weltweit sechs von zehn Autos im Konzern mit Batterieantrieb verkauft werden. Insider gehen davon aus, dass dafür jedes Jahr eine neue Zellfabrik in Betrieb genommen werden müsste. Experten schätzen den für die Fabriken nötigen Finanzbedarf auf mindestens zwölf Milliarden Euro. Einen Teil davon will VW selbst stemmen. Die größere Summe müssten sich die Niedersachsen entweder bei Partnern oder am Kapitalmarkt beschaffen. "Man muss sich überlegen, in welchen Schritten man das macht", sagte Diess, ohne näher ins Detail zu gehen.

Als Standorte für Zellfabriken stehen bereits Schweden, wo VW mit Northvolt zusammenarbeitet, und Salzgitter in Niedersachsen fest. Für Salzgitter hat sich VW mit dem chinesischen Partner Gotion zusammengetan. Dort soll 2025 die Produktion der Einheitszelle für das Volumensegment starten, von der sich Europas größter Autobauer deutliche Kostensenkungen verspricht. Als dritter Standort kristallisiert sich Spanien heraus. Für die weiteren kommen Portugal, Frankreich und mehrere osteuropäische Länder infrage, darunter Tschechien, wo die VW-Tochter Skoda ihren Sitz hat. Für den Aufbau der Fabriken müssen in großem Stil Maschinen und Rohstoffe beschafft werden.

EUROPCAR IN DREI JAHREN NICHT MEHR NUR AUTOVERLEIHER

Mit Blick auf die Übernahme des Autovermieters Europcar sagte Diess, er hoffe, den Deal bis zum Jahresende beziehungsweise Anfang nächsten Jahres unter Dach und Fach zu bekommen. Ein Konsortium unter Führung der Wolfsburger hatte sich Ende Juli mit dem französischen Unternehmen auf den Kauf verständigt. Die Offerte, die Europcar einschließlich Schulden und Pensionsverpflichtungen mit 2,9 Milliarden Euro bewertet, soll bis Ende September bei der französischen Börsenaufsicht eingereicht werden.

Volkswagen will mit Europcar zu einem führenden Mobilitätsanbieter aufsteigen, der neben der Autovermietung auch Car-Sharing und Abo-Modelle im Angebot hat. Diess sagte, bis die dafür nötige Software entwickelt sei, werde sicherlich eine gewisse Zeit vergehen. "In zwei, drei Jahren sollte man merken, dass Europcar nicht mehr nur ein Autoverleiher ist."

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039