Reuters

Angst vor Verlusten treibt Evergrande-Anleger um

30.09.2021
um 10:47 Uhr

- von Andrew Galbraith und Xiao Han und Clare Jim

Hongkong/Zhuhai (Reuters) - Das Zittern der Anleger vor einem Zusammenbruch des Immobilienkonzerns China Evergrande geht weiter.

Die Aktien schwankten am Donnerstag an der Hongkonger Börse wild hin und her und notierten zuletzt rund vier Prozent tiefer. Der Konzern lässt seine Anleihegläubiger aus dem Ausland weiter zappeln und ließ offenbar bereits die zweite Frist für einen Ausland-Bond innerhalb weniger Tage verstreichen. Die am Mittwoch fällig gewordenen Zinszahlungen für die bis März 2024 laufende Dollar-Anleihe seien nicht geleistet worden, sagten zwei Gläubiger. Insgesamt hätte Evergrande dafür 47,5 Millionen Dollar zahlen müssen.

Ein Unternehmenssprecher wollte dazu keine Stellungnahme abgeben. Unklar blieb, ob den Anleihegläubiger mitgeteilt wurde, was Evergrande bezüglich der ausstehenden Zahlungen zu tun gedenkt. "Unabhängig davon, wie die Schulden umstrukturiert werden, werden Evergrande-Aktionäre und Investoren von Offshore-Unternehmensanleihen in US-Dollar große Verluste erleiden", sagte Jing Sima, Chefstratege für China beim Analysehaus BCA Research.

Vergangene Woche hatte Evergrande eine ähnliche Zahlfrist für 83,5 Millionen Dollar kommentarlos verstreichen lassen. Das Schweigen des mit mehr als 300 Milliarden Dollar Schulden beladenen Immobilienriesen zu seinen internationalen Zahlungsverpflichtungen schürt den Verdacht einer Ungleichbehandlung in- und ausländischer Gläubiger. Der innerchinesische Anteilsverkauf an der Shengjing Bank für 9,99 Milliarden Yuan (rund 1,3 Milliarden Euro) an eine staatliche Vermögensgesellschaft bedient lediglich einen der größten heimischen Kreditgeber, zudem erzielte Evergrande jüngst eine Einigung über einen in der Landeswährung Yuan laufenden Bond.

"Es ist nicht erkennbar, dass es eine große Bereitschaft gibt ausländische Anleihegläubiger gegenüber inländischen gerechter zu behandeln, geschweige denn Hauskäufer und Personen, die Geld über inländische Privatkreditstrukturen verliehen haben", sagte Alexander Aitken, einer der Partner der Kanzlei Herbert Smith Freehills. Aus rechtlicher Sicht gebe es allerdings auch eine Nachrangigkeit gegenüber Offshore-Schulden, weswegen inländische Gläubiger voraussichtlich eher bedient würden.

Beobachter rechnen damit, dass Peking einen unkontrollierten Kollaps des Konzerns verhindern wird, der zu sozialen Unruhen führen könnte. Manche Kleinanleger hatten vor einigen Tagen die Zentrale des Unternehmens gestürmt und ihr Geld zurückverlangt. Ihrem Ärger über Evergrande machten viele auf dem Messengerdienst WeChat Luft, wo in speziellen Gruppen auch Proteste organisiert wurden. Am Mittwoch erklärten Nutzer, dass die Funktion einiger Gruppen eingeschränkt seien.

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