Reuters

Österreichs Staatsholding will künftig Schlüsselindustrien schützen

24.03.2022
um 07:17 Uhr

Wien (Reuters) - Die österreichische Staatsholding ÖBAG will sich unter ihrer neuen Führung auf ihre Kernaufgaben Beteiligungsmanagement und Standortsicherung fokussieren.

"Wir arbeiten an einer Strategie, um den gesetzlichen Auftrag des Übernahmeschutzes erfüllen zu können, falls eine Übernahme signifikant negative Auswirkungen für eine Schlüsselindustrie hätte", sagte ÖBAG-Chefin Edith Hlawati, die per Februar die Führung der Holding übernommen hatte. Die Wirtschaftsanwältin und Kapitalmarktexpertin löste die Interimsvorständin Christine Catasta ab. Sie sprang ein, nachdem Ex-Chef Thomas Schmid nach anhaltender Kritik infolge publik gewordener komprimierender Textnachrichten zurücktreten musste. Schmid spielt zudem eine zentrale Rolle bei den Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Die dem Finanzministerium unterstehende ÖBAG verwaltet elf Staatsbeteiligungen, etwa am Ölkonzern OMV, der Telekom Austria sowie der Österreichischen Post. Diese kommen auf einen Gesamtwert von rund 34,7 Milliarden Euro. Die Staatsholding will künftig im Bedarfsfall standortrelevanten Unternehmen unter die Arme greifen, etwa durch Minderheitsbeteiligungen, Finanzierungen oder Garantien. Dafür benötige die ÖBAG allerdings einen Regierungsbeschluss. In solchen Fällen soll es aber auch wieder eine klare Ausstiegs-Strategie geben, da die Unternehmen auf lange Sicht nicht im ÖBAG-Portfolio bleiben sollen, sagte Hlawati. Privatisierungen würden in den nächsten Jahren keine Rolle spielen, da es keinen Auftrag der konservativ-grünen Bundesregierung dafür gibt.

Unter der neuen Chefin habe die ÖBAG, die 20 Mitarbeiter beschäftigt, auch eine neue Führungsstruktur erhalten. Neben Hlawati als Alleinvorständin, sollen die beiden Direktoren, Carola Wahl und Robert Stajic, in die Aufsichtsräte der Unternehmen einziehen und dort die Eigentümerinteressen wahren. Ex-ÖBAG-Chefin Catasta werde ihre Aufsichtsratsmandate, etwa bei der OMV oder der Telekom Austria, bis zu den nächsten Hauptversammlungen wahrnehmen.

Wichtige Entscheidungen der ÖBAG, wie zum Beispiel, ob bei einer Kapitalerhöhung mitgezogen wird, sollen künftig einstimmig in dem erweiterten Gremium getroffen werden. Ein weiteres Ziel sei, die Anzahl der Frauen in den Vorständen zu erhöhen, sagte Hlawati.

OMV AG

WKN 874341 ISIN AT0000743059

Österreichische Post AG

WKN A0JML5 ISIN AT0000APOST4

Telekom Austria AG

WKN 588811 ISIN AT0000720008