Berlin (Reuters) - Der italienische ProSiebenSat.1-Großaktionär MFE inthronisiert eine Statthalterin für Deutschland.
Katharina Behrends von NBC Universal Networks wird zum 1. Oktober General Manager für die deutschsprachige Region, wie die von der Familie des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi kontrollierte MediaForEurope (MFE) am Donnerstag mitteilte. Sie soll die MFE-Präsenz in diesen Ländern ausbauen und dafür ein Deutschlandbüro am Standort München aufbauen. Für MFE sei die Region Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH-Region) einer der wichtigsten Märkte in Europa und zentral für den Aufbau europäischer Medienallianzen.
Behrens gilt damit qua Amt auch gleich als Kandidatin für den ProSiebenSat.1-Aufsichtsrat, falls MFE künftig dort einen Sitz bekommen sollte. Der Fernsehkonzern hält 25,01 Prozent an der Senderkette (ProSieben, Sat.1 und Kabel1) aus Unterföhring bei München, 24,26 Prozent direkt über Stimmrechte und den Rest über Finanzinstrumente. Vor der Hauptversammlung im Mai 2022 gab es Streit zwischen ProSieben und MFE über Personalentscheidungen und die strategische Ausrichtung. MFE hatte angekündigt, gegen die pauschale Entlastung des Aufsichtsrats von ProSiebenSat.1 zu stimmen. Damit konnten sich die Italiener, früher als Mediaset bekannt, aber nicht durchsetzen. Das Kontrollgremium wurde mit knapper Mehrheit entlastet.
MFE will ProSieben gerne enger in seine Wachstumspläne in Europa einbinden. Aber ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean hält den bayerischen Konzern alleine für stark genug. Die künftige MFE-Managerin Behrends erklärte nun: "Europäische Medienunternehmen müssen enger zusammenarbeiten und Strategien entwickeln, um gegenüber internationalen Medienkonzernen und Streaming-Giganten wettbewerbsfähig zu bleiben." MFE-Finanzchef Marco Giordani betonte, Behrends soll helfen, eine pan-europäische Unternehmensgruppe zu schaffen. "MFE investiert signifikant in lokale Inhalte und garantiert dabei die redaktionelle Unabhängigkeit und Vielfalt der nationalen Medienunternehmen." Diese Worte dürften für die Politik bestimmt sein. Denn Bayern hat sein Mediengesetz im Frühjahr verschärft, um etwa den Einfluss - auch ausländischer - Eigentümer auf Medien zu begrenzen und die Vielfalt zu schützen.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)