Wien (Reuters) - Der Wiener Stromkonzern Verbund stellt sich infolge der gesetzlichen Abschöpfung der so genannten Übergewinne im Zuge der rasant gestiegenen Energiepreise auf milliardenschwere Abgaben ein.
Im kommenden Jahr werde mit einer Gewinnabschöpfung beim operativen Ergebnis (Ebitda) von insgesamt rund 2,1 Milliarden Euro gerechnet, teilte das mehrheitlich im Staatsbesitz stehende Unternehmen am Mittwoch mit. Davon wären 1,8 Milliarden Euro in Österreich und 0,3 Milliarden Euro in Deutschland zu leisten. Die Zahlungen würden sich im Wesentlichen zu gleichen Teilen auf die Jahre 2023 und 2024 verteilen.
Die aufgrund der hohen Gewinne bereits von Verbund in Aussicht gestellte Sonderdividende im Volumen von 400 Millionen Euro könne auf die Maßnahme nicht gegengerechnet werden, teilte das Unternehmen weiter mit. Die Ausschüttung sei aber weiterhin geplant, hieß es. Verbund steht zu 51 Prozent im Staatsbesitz.
Bei den genannten Zahlen handelt es sich laut Verbund um bestmögliche Abschätzungen der Auswirkungen der Abschöpfung zu einem bestimmten Stichtag, den 9. Dezember 2022, und auf Basis aktueller Marktwerte bei den Großhandelspreisen sowie Planzahlen (Investitionen, geplante Produktionsmengen). Die tatsächlichen Werte könnten abhängig von der weiteren Entwicklung erheblich abweichen, hieß es.
GESETZ SIEHT DEUTLICHE EINGRIFFE IN DIE ERLÖSE VOR
In Österreich wurde die Gewinnabschöpfung vom Nationalrat in der Vorwoche beschlossen. Grundlage dafür bildet eine wegen der Energiekrise im Herbst beschlossene Maßnahme der EU, wobei die einzelnen Mitgliedsländer die Steuern strenger auslegen können. Kritiker haben in Österreich darauf verwiesen, dass insbesondere die Energieversorger ohnedies zumindest teilweise im staatlichen Besitz sind und diese auch Dividenden an den Staat ausschütten.
Grundsätzlich sieht das neue Gesetz vor, dass der Erlös von Stromerzeugern mit 140 Euro je Megawattstunde (MWh) gedeckelt wird. Dies gilt insbesondere für die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft, Windkraft, Solar und Steinkohle. Der maximale Erlös kann sich laut Verbund auf 176 Euro je MWh erhöhen, wenn in den Jahren 2022 und 2023 Investitionen in Erneuerbare Energien getätigt werden. Ausgenommen von der Regelung seien die Stromerzeugung aus Pumpspeicherkraftwerken sowie die Erzeugung von Stromprodukten (Regelprodukte), die für die Stabilisierung der Stromnetze und damit für die Versorgungssicherheit notwendig sind. Die Gewinnabschöpfung sei gänzlich steuerlich abzugsfähig.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)