Reuters

Rückversicherer schließen Kriegs-Risiken bei Schiffspolicen aus

28.12.2022
um 13:42 Uhr

London (Reuters) - Die großen Rückversicherer wollen nach Branchenangaben angesichts des Krieges in der Ukraine keine Kriegs-Risiken für Schiffe in Russland, der Ukraine und Belarus mehr absichern.

Mehrere große Schiffshaftpflichtversicherer haben diese Risiken deshalb zum Jahreswechsel aus ihren Policen ausgeschlossen. Die "P&I-Clubs" American, North, UK und West - auf Haftpflicht-Risiken spezialisierte Gegenseitigkeitsversicherer, die zu den größten Anbietern solcher Policen weltweit gehören - gaben auf ihren Internetseiten kurz vor Weihnachten an, sie könnten in der Region vom 1. Januar an keinen Versicherungsschutz mehr anbieten. Der Grund sei, dass sich die Rückversicherer aus Angst vor Verlusten aus dem Geschäft zurückgezogen hätten und keine Retrozession mehr zur Verfügung stellten.

Für die Rückversicherer wie Münchener Rück, Swiss Re, Hannover Rück und die Syndikate am Londoner Versicherungsmarkt Lloyd's sind die vielfach zum neuen Jahr anstehenden Vertragsverhandlungen mit den Kunden aus der Versicherungswirtschaft die erste Gelegenheit seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar, ihre Risiken einzugrenzen.

Schiffe sind in der Regel auf zwei unterschiedliche Arten versichert. Die Schiffskaskoversicherung deckt das Schiff und die Maschinen selbst gegen Beschädigung ab, von der Haftpflicht (P&I) sind Ansprüche Dritter abgedeckt, etwa wegen beschädigter Ladung, Personenschäden, Umweltschäden oder Kollisionen mit anderen Schiffen. Letztere werden größtenteils von sogenannten P&I-Clubs versichert, in die viele Schiffseigentümer einzahlen und die Großschäden wiederum bei Rückversicherern absichern.

Laut Branchenkreisen dürften mit dem Wegfall der Policen die Preise für Schiffstransporte steigen, und einige Schiffe dürften ohne Versicherung auf die Reise geschickt werden. Münchener Rück und Swiss Re wollten sich zu der Entwicklung nicht äußern. Auch bei Flugzeugen wollen die Rückversicherer Kriegsdeckungen in den drei Ländern zurückziehen, wie aus Vertragsentwürfen hervorgeht, über die Reuters berichtet hatte. Die japanische Regierung hat die Versicherer laut Ministeriumskreisen aufgefordert, weiterhin Deckungen für Schiffe anzubieten, die verflüssigtes Erdgas (LNG) in russischen Gewässern transportieren.

(Bericht von Jonathan Saul und Carolyn Cohn; Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Allianz SE

WKN 840400 ISIN DE0008404005

Hannover Rück SE

WKN 840221 ISIN DE0008402215

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG in München

WKN 843002 ISIN DE0008430026

Swiss Re AG

WKN A1H81M ISIN CH0126881561