Zürich (Reuters) - Fallende Kurse und die Franken-Aufwertung haben der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im vergangenen Jahr einen Rekordverlust eingebrockt.
Die Notenbank verzeichnete nach vorläufigen Zahlen 2022 einen Fehlbetrag von 132 Milliarden Franken, wie sie am Montag mitteilte. Das ist der größte Verlust in der 115-jährigen Geschichte der Zentralbank. Auf eine Ausschüttung will die SNB daher verzichten. Im Vorjahr, als ein Gewinn von 26,3 Milliarden Franken zu Buche stand, hatten Bund und Kantone sechs Milliarden Franken erhalten und die Aktionäre 15 Franken Dividende je Aktie.
Der bislang größte SNB-Verlust von 23 Milliarden Franken stammte aus dem Jahr 2015. Vor allem ihre Fremdwährungsbestände brockten der Notenbank tiefrote Zahlen von 131 Milliarden Franken ein. Das Ergebnis der SNB ist abhängig von Wertschwankungen ihrer rund 800 Milliarden Franken schweren Devisenreserven. Dazu zählen Aktien und Anleihen aus dem Ausland. Die Notenbank hatte jahrelang Fremdwährungen gekauft, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragten Franken zu unterbinden. Der Wert des von der SNB gehaltenen Golds erhöhte sich im vergangenen Jahr um 0,4 Milliarden Franken. Den definitiven Jahresabschluss will die Notenbank am 6. März veröffentlichen.
Auf die Geldpolitik dürfte der immense Fehlbetrag keine Auswirkungen haben. "Die kolossalen Verluste der SNB werden ihre Geldpolitik nicht verändern", sagte Karsten Junius, Ökonom bei J.Safra Sarasin. Die Notenbank SNB hatte wegen des Inflationsdrucks im Juni die Zinswende eingeleitet und den Leitzins 2022 in drei Schritten auf 1,0 Prozent angehoben und weitere Erhöhungen in Aussicht gestellt. Anhaltend massive Verluste könnten das Eigenkapital der Notenbank aufzehren. SNB-Direktoriumsmitglied Martin Schlegel hatte im Oktober in einem Zeitungsinterview erklärt, dass die SNB ihre Aufgabe auch mit negativem Eigenkapital erfüllen könne.
(Bericht von Paul Arnold und John Revill; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)