Frankfurt (Reuters) - Spekulationen über eine mögliche Zerschlagung von Bayer beflügeln die Aktien des Agrar- und Pharmakonzerns.
Die Anteilsscheine stiegen im frühen Handel am Mittwoch in der Spitze um 3,2 Prozent auf 55,69 Euro und lagen damit auf dem höchsten Stand seit rund fünf Wochen. Befeuert wurden die Kursgewinne von einem Medienbericht, wonach der Hedgefonds Bluebell Capital Partners bei dem Dax-Unternehmen eingestiegen ist und sich für eine Zerschlagung des Agrar- und Pharmakonzerns stark macht. Wie groß der Anteil von Bluebell ist, wurde nicht bekannt. Die erste meldepflichtige Schwelle liegt bei einem Anteil von drei Prozent.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstagabend unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, hat Bluebell Bayer aufgefordert, das Agrargeschäft CropScience von der Pharmasparte zu trennen. Das könnte den Aktionären ein Aufwärtspotenzial von mehr als 70 Prozent bieten. Bluebell dränge zudem, einen Verkauf oder einen Börsengang des Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten Consumer Health zu prüfen und wolle einen neuen unabhängigen Vorsitzenden für den Aufsichtsrat.
Ein Bayer-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern, erklärte aber, das Unternehmen sei generell immer offen für einen konstruktiven Dialog mit seinen Stakeholdern. Seit Jahren wiederkehrenden Spekulationen über eine Aufspaltung hat Bayer stets eine Absage erteilt: Diese steigerten nicht den Wert des Geschäfts. Mit aktivistischen Investoren muss sich der Leverkusener Konzern nicht zum ersten Mal auseinandersetzen. Der Hedgefonds Elliott hatte 2019 einen Anteil von rund zwei Prozent aufgebaut und im Zuge der Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat in den USA gegen das Unternehmen Druck gemacht.
Am Montag wurde auch der Einstieg der als eher zurückhaltend geltenden US-Investmentgesellschaft Inclusive Capital Partners bei Bayer mit einem Anteil von 0,83 Prozent bekannt. Die "Financial Times" hatte deren Gründer Jeffrey Ubben mit den Worten zitiert, dass eine Zerschlagung des Unternehmens nicht notwendig sei, um Wert zu schaffen. "Aber sie muss auf dem Tisch liegen." Die Geschäftsbereiche von Bayer entwickelten sich gut. "Aber der CEO hat - neben anderen Verpflichtungen - die Pflicht, den Aktienkurs zu steigern." Das bestehende Managementteam sei dazu nicht in der Lage gewesen.
Die vor drei Jahren gegründete Bluebell hat in der Vergangenheit den Kurs und die Führungskräfte einiger der größten Unternehmen der Welt, darunter GSK, Glencore, Vivendi und Danone, in Frage gestellt, obwohl sie nur sehr kleine Anteile besitzt. Zuletzt hatte der Hedgefonds den Rücktritt von BlackRock-Chef Larry Fink gefordert, da der Vermögensverwalter bei seinen Forderungen nach der Einhaltung von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungskriterien (ESG) nicht weit genug gehe.
(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)